erschien nun im 1. Jahrgang ein Jahrbuch für Ro mantik" unter diesem Titel. Das Schlegelsche Athenäum war geprägt von Beiträgen zu Kunst, Naturphilosophie und Religion. Aus jüngerer so zialgeschichtlicher Sicht von Klassik und Roman tik als der Zeitspanne zwischen Revolution und Restauration steht im Athenäum und verstärkt noch in den späteren Zeitschriften des mehrere Jahre im österreichischen Staatsdienst stehenden Friedrich Schlegel „das gesellschaftsbezogene einheitsstiftende und universalistische Denken im Vordergrund, das gerade ins Bekenntnis zum uni versalen Staat als der österreichischen Monarchie und zur universalen Religion als der römischen Kirche mündet". (In diesem Spektrum bewegt sich übrigens auch die Staatslehre Carl Schmitts.) Die Herausgeber der neuen Zeitschrift maßen sich nicht an, nach dem Beispiel des 216. AthenäumFragments, wonach „die Französische Revolution, Fichtes Wissenschaftslehre und Goethes Mei ster.. .die größten Tendenzen des Zeitalters sind", solche Tendenzen für die Wende zum Jahr 2000 als Fixgrößen festhalten zu können, wenngleich sie hiefür etwa das folgende Beispiel anbieten: „Der mediale Sieg des Westens im kalten Krieg, die neuronalen Computer der fünften Generation und weltweite TV-Übertragungen sind die größ ten Tendenzen des Zeitalters." Den Literatur freund wird zunächst fernab jedes Theoretisierens interessieren, was das Jahrbuch enthält: haupt sächlich Abhandlungen, zunächst „Die Poesie in der frühromantischen Theorie der Brüder Schle gel" von Ernst Behler, einem der Herausgeber der Zeitschrift, dessen Buch über europäische Roman tik und Französische Revolution unter dem Titel „Unendliche Perfektibilität" in diesen Blättern, Heft 1/1990, S. 80/81, vorgestellt wurde; dann der Beitrag von Hörisch über die „Winterreise" unter Einbeziehung von Thomas Manns „Zauberberg", wobei zu S. 58, Anm. 23, zu vermerken ist, daß sich die Lindenbaum-Interpretation dort im soge nannten Grammophon-Abschnitt „Fülle des Wohllauts" findet; weiters eine Abhandlung von Ammer, die sich um das berühmte Bild „Der Mönch am Meer" von Caspar D. Friedrich rankt. Dem Musikkenner sind zu empfehlen die „Skiz zen" zu den Musikdramen Wagners (S. 163 ff.). Kleinere Beiträge und Buchbesprechungen, u. a. zu der schon erwähnten „Unendlichen Perfektibi lität" runden den Eröffnungsband der anregenden Zeitschrift ab. Josef Demmelbauer
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