Vorwort geht er auf diesen Verlust von geistigem und materiellem Kulturgut ein: „statt hufe findet man autoreifen, die dachböden sind entrümpelt, fußpfade verloren, die uralten baumriesen wurden gefällt, die nassen wiesen zur ader gelassen, wo wächst noch der Sonnentau? statt hausnamen gibt's nummern, statt flurnamen zahlen im grundbuch. was werden die dinge einmal sagen können, wenn die zeit spurlos an ihnen vorübergeht oder sie auslöscht?" Das Kulturgut Sage wird an 110 Beispielen aus dem Mühlviertel dokumentiert. Vielfach sind die Sagen in Verbindung mit Steinen zu sehen: „Auf dem Teufelsstein zwischen Neufelden und Maria Pötsch ist jede Nacht der Teufel am Werk. Er prägt glänzende Münzen und läßt sie of fen liegen. Nimmt jemand ein Stück davon, so wird er zu Stein. Armes, steinreiches Mühlviertel!" Die Illustrationen sind Kinderzeichnungen aus Haid. Sie zeigen die Mischung aus kindlicher Phantasie und Darstellung von Realem und ent sprechen so der Sagenwelt. Von Teufeln, unheimlichen Begegnungen, Schätzen, Grafen, Feuerkugeln bis hin zu „weißen Kipferln" reichen die Themen dieser Sagenreise, unterbrochen und ergänzt durch Textzitate aus Adalbert Stifters „Der beschriebene Tännling". Li teratur und Volksglaube, Wahrheit und Dichtung, diese übergreifende Erzählweise macht es wert, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder, in die sem Buch zu schmökern. Alexander Jalkotzy Balduin Sulzer 60. Dem Musiker und Lehrer gewidmet von Freun den und Schülern. Hrsg. Franz Ketter. Linz: Landesverlag, 1992.132 Seiten mit zahlreichen Ab bildungen. Das Linzer Musikgymnasium, jene Schule, an der Balduin Sulzer seine vielseitige Schaffens kraft am wirkungsvollsten einsetzen konnte, hat für ihn diese Festschrift gestaltet. So, wie es nicht üblich ist, einem AHS-Lehrer zum 60. Geburtstag eine Festschrift zu widmen, so wenig entspricht dieses Buch dem gewohnten Klischee. Sulzers persönlichen und künstlerischen Werdegang und Schaffensbereich als Komponist, Dirigent, Musiker, Pädagoge und Musikkritiker stellt Reinhard Kannonier ausführlich dar, aber immer objektiv und sachlich. Er schließt sich nicht vorschnell dem Applaus eines faszinierten Publi kums oder dem Schwärmen begeisterter Schüler an, die der schlagfertige und feinsinnige Humor Sulzers oft die Mühen von Schule und Studium vergessen läßt. Wer den Jubilar kennt, kennt ihn nach Kannoniers Darstellung besser. Natürlich kommt auch sein „Paradeschüler" Franz WelserMöst zu Wort, der Sulzers „ganz andere" pädago gische Arbeitsweise für seinen, der Schüler und damit auch der Schule Erfolg verantwortlich macht. Mit Sulzers Tätigkeit als Kirchenmusiker - Organist und Chorleiter im Stift Wilhering und Domkapellmeister in Linz - befaßt sich Franz Zamazal. Das kompositorische Schaffen lediglich mit einer chronologischen Auflistung seiner Werke ohne deren Würdigung zu erfassen mag manchem Leser, der über deren Anerkennung Be scheid weiß, zu wenig zu sein. Dies zu unterlassen, halte ich aber für weise Vorsicht, da gerade Sul zers Werke kaum systematisch zu klassifizieren sind und da von diesem Komponisten noch viel Unerwartetes zu erwarten ist. Karl Mitterschiffthaler Hans MüUer-Dietz: Grenzüberschreitungen. Bei träge zur Beziehung zwischen Literatur und Recht. Baden-Baden: Nomos-Verlag, 1991. 528 Seiten, karto niert, DM 97,-. Dieser Band enthält 12 Beiträge des Saar brückener Strafrechtlers Heinz Müller-Dietz „zur Beziehung zwischen Literatur und Recht". Diese wurden meist im letzten Jahrzehnt in verschiede nen Sammelbänden und Zeitschriften publiziert und sind daher nur schwer zugänglich, lediglich die zwei letzten Beiträge über Boll und Jean Genet waren bisher ungedruckt. Die Reputation des Ver fassers als Jurist ist u. a. dadurch ausgewiesen, daß er beim Österreichischen Juristentag im Mai 1991 in Linz das Gutachten zum Thema „Strafvollzug" erstellte. So ist es verständlich, daß vier seiner Bei träge sich mit Kriminalität, Täter und Stafvollzug in der „schönen" Literatur beschäftigen. Allgemei nes Interesse werden die Abhandlungen über ein zelne Dichter finden, so über „Recht und Ord nung bei Johann Peter Hebel", über Büchner oder
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