Buchbesprechungen Reinhold Tauber - Gerhard Trumler: Mühlviertel. Leben auf Stein. Linz: Landesverlag, 1992. 224 Seiten, zahlreiche Abbil dungen, S 598,-. ISBN 3-85214-564-3 Der Buchstabe M zieht sich durch dieses Mühlviertel-Buch, M wie Macht, Mahnung, Meer, Melodie, Material, Mangel, Mühe, Minder/ Mißtrauen, Monate, Meisterschaft, Musen/ Museen, Marginalie, Märchen/Sagen/Mythos - allesamt Kapitelüberschriften - und natürlich M wie Mühlviertel, Poesie im Text und Poesie im Bild. Die Texte entspringen der Feder von Rein hold Tauber, Journalist, Kulturredakteur, Autor von Künstlermonographien und Kulturreisefüh rern, die Fotos der Kamera von Gerhard Trumler, freier Fotograf, international anerkannt. Es ist ein ungewöhnliches Mühlviertel-Buch im besten Sinne des Wortes, kein lexikalisches Werk von Afiesl bis Zwettl an der Rodl, kein kunsthistorisches Buch von der Gotik bis in die Gegenwart, kein Brauchtumstermin-Nachschlage werk und vor allem kein „Beschönungsbuch" - und doch ist textlich und bildlich alles auf eigene Art und Weise verarbeitet. Das „Leben auf Stein" - wie der Untertitel aussagt - kommt zur Sprache, jenes harte Leben, das Bild- und Textautor so emotionell im vorliegenden Buch verdeutlichen, jenes harte Leben in einem Landstrich, dem aber auch so viele schöne Seiten abgewonnen werden können. „Da ist der Schlag aufs Herz. Jetzt ist es pas siert. Aufgeflammt ist die Liebe zu dem Land, das so viel an Ursprünglichkeit, an Frische, an Origi nellem, an Ernst und Schönheit bewahrte und noch bewahrt. Gegen diese Liebe ist kein Kraut gewachsen. Aber wer will gegen sie denn schon ein Kraut haben. Ich nicht. Er hat mich eingewikkelt, Gottes bunter Fleckerlteppich, der Puffer zwi schen Böhmen und dem Donauland. Und je mehr Informationen ich darüber sammle, je mehr ich darüber zu wissen glaube, desto besser weiß ich, daß ich nichts darüber weiß, weil unter jeder Schicht, durch die ich mich grabe, wieder eine Schicht ist, und hinter jedem Vorhang, den ich beiseite schiebe, wieder ein Vorhang." Und mit jedem Umblättern macht man einen neuen Vorhang auf, um auf Seite 223 festzustellen, daß es noch weitere Vorhänge für Autor, Fotograf und Leser geben muß, die dahinter Eindrücke von Landschaft und Mensch für den rein persönlichen Bedarf beinhalten. Das Buch macht es dem Rezensenten leicht, die eingefahrenen Geleise der Buchbesprechun gen zu durchbrechen, nicht rationell das Buch von A bis Z zu durchleuchten, sondern auf Sprache, Bildern, Eindrücken und Emotionen wandern zu können. In dieser geistigen Einheit sind die ver schiedensten Aspekte verpackt: Geschichte, Kriege, Natur, Wald, Musik, Wirtschaftsge schichte, Besiedlung, Dorf, Baucharakter, Sozial geschichte, Bauernleben, Landwirtschaft, Brauch tum, Kunstgeschichte, Kunstszene, Literaturge schichte, Heiligtümer, Wallfahrten, Verkehrsge schichte. Im Anhang wird Wissenswertes über Gemeinden, Museen, Burgen, Schlösser, Ruinen, Persönlichkeiten und Kulturaktivisten etc. berich tet. Um einmal noch kurz in ein nüchternes Ana lysieren abzugleiten - entgegen meiner oben ge nannten Feststellung -, sei vermerkt, daß Ver kehrsgeschichte wohl nicht so günstig unter die Rubrik Märchen/Sagen/Mythos zu subsumieren ist. Text und Bilder bilden eine Einheit in der Auseinandersetzung mit M wie Mühlviertel. Die Liebe zu M entsteht nicht durch eine romantische Verklärung, die Liebe zu M entwickelt sich im Spannungsfeld der Gefühle, die im „Leben auf Stein" beheimatet sind. Liebhaber des Mühlvier tels und solche, die es noch werden wollen, sollen sich dieses Buch auf alle Fälle zu Gemüte führen. Alexander Jalkotzy Josef Kramer (Hrsg.): Das Mühlviertel in seinen Sagen. Vom beschriebenen Tännling. Weitra: Bibliothek der Provinz, 1992. 297 Seiten, Zeich nungen, S 220,-. ISBN 3-900878-05-6 Um dem Verlust der Tradition entgegenzu wirken, stellte Josef Kramer diese Sagensamm lung aus dem Mühlviertel zusammen. In seinem
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