Die Marschtabelle des Schützen Mathias Sommer Ein Dokument über den Feldzug gegen Italien im Jahre 1866 Mathias Sommer wurde am 21. Au gust 1843 in Offenhausen geboren und verbrachte seine Jugend in einer kleinen Sölde. Als Zwanzigjähriger rückte er im Jahre 1863 zum Linien-Infanterieregi ment Nr. 59 nach Salzburg ein und wurde schon im März 1864 mit seiner Einheit nach Vicenza an die Südfront ab gestellt.^ In seiner Marschtabelied vergleich bar einem Kriegstagebuch, beschreibt er allein auf neun Seiten alle Stationen sei nes Einsatzes an der Südfront im Jahre 1866, dem Schicksalsjahr im österrei chisch-preußischen Bruderkrieg. Worum ging es eigentlich im Jahre 1866? Der österreichisch-preußische Dualismus im Kampf um die politische und wirtschaftliche Vormachtstellung im Deutschen Bund führte 1866 zum Krieg.^ Fürst Bismarck unterzeichnete am 8. April 1866 mit Italien ein gegen Öster reich gerichtetes Abkommen, um im Falle eines Krieges das habsburgische Kaiserreich in die Zange nehmen zu können. Als Preis für diese Waffenhilfe war die Rückgabe Venedigs an Italien vorgesehen. Uber einen ungeschickten diplomatischen Schachzug Österreichs beantragte Wien beim Deutschen Bun desrat in Frankfurt die Mobilisierung al ler deutschen Staaten und lieferte damit Fürst Bismarck den erstbesten Vorwand zu einem Krieg. Schließlich begann die ser Krieg, nachdem sich Österreich noch rasch einer Rückendeckung in Form der Neutralität Frankreichs versicherte. Da bei kam es zu dem unverständlichen Zu geständnis Österreichs, ungeachtet, wie der Konflikt ausgehen möge, Venedig und die Provinz Venezia an Italien abzu treten und den italienischen Staat anzuerkennen."* Der Krieg wurde jedoch nicht in Ita lien entschieden. Die Nordarmee unter Führung von Feldzeugmeister Benedek verlor am 3. Juli 1866 die Schlacht bei Königgrätz. Mehr als 5.000 Tote und über 7.000 Ver wundete waren ein hoher Blutzoll, auf preußischer Seite gab es nur 200 Tote. Feldzeugmeister Benedek hätte an gesichts der rückständigen Gefechtstak tik der Österreicher und der Tausenden Toten den Kampf sofort abbrechen müs- ^ Landwehr-Abschied, Urkunde des K.K. Ob. Öst. Landwehrschützen-Bataillonscommandos vom 31. Dezember 1877, mit der die Teilnahme am Feldzug 1866 gegen Italien und die Dienst leistung bei der Landwehr entsprechend gewür digt wurde. ^ Marschtabelle des Mathias Sommer, ein 56 Sei ten umfassendes Kriegstagebuch im Format 8,5 mal 12 Zentimeter. Auf den ersten zwölf Seiten sind Aufzeichnungen vom Einsatz in Italien (1863 bis 29.August 1866), auf sieben Seiten ein Truppenkommandobefehl von Baron Kuhn und auf weiteren sieben Seiten ein Armeebefehl von Erzherzog Albrecht. Die letzten drei Seiten beinhalten das Gedicht „Zur Neige". ■' L. Gall u. G. Zwock, Fragen an die deutsche Ge schichte. Ideen, Kräfte, Entscheidungen, von 1800 bis zur Gegenwart. Historische Ausstel lung im Reichstagsgebäude in Berlin, 1971 bis 1974, S. 128 bis 138. ^ St. Vajda, Die große Geschichte Österreichs. Von Olmütz nach Königgrätz. Stuttgart 1984, S. 501-524.
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