OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 3

Durch seine Stellung als Hoftheater sekretär - wohl aber auch schon früher - hatte Sonnleithner die Verbindung zu den Hofschauspielern. So mag es nicht verwundern, daß sich auch eine freund schaftliche Beziehung zu dem bedeuten den Hofschauspieler Joseph Lange (1751-1831) angebahnt hatte. Lange (er war durch die Heirat mit Aloysia Weber der Schwager von Konstanze und W. A. Mozart geworden) hatte vielerlei Talente und trat auch als Maler, Schriftsteller und Komponist hervor." Seine Geschick lichkeit für malerische Stellungen auf der Bühne, die Drapierung seiner Ge wänder und die Deklamation der Texte ließ ihn zum Abgott des Wiener Publi kums werden, was von Castelli bezeugt wurde.' Als Schauspieler wurde Lange von Kaiser Joseph II. sehr geschätzt. Das kann man Briefen des Kaisers, die das Burgtheater betreffen, entnehmen; die ser begnadete Schauspieler sollte mit al len Mitteln dem Hoftheater erhalten bleiben; weniger Freude hatte der Kaiser an Aloysia Lange; sie hätte er gerne zie hen lassen.'' Über Langes Aufenthalt in Gmunden wurde schon des öfteren geschrie ben.^ In seiner Selbstbiographie' schil dert Lange jedoch sehr anschaulich seine „romantische Gebirgsreise nach dem Lande ob der Enns" und zählte diese Ent deckung landschaftlicher Schönheit „un ter die glücklichsten Tage" seines Le bens.' Um aber nun endlich dem Titel dieses Aufsatzes gerecht zu werden, ziHere ich eine andere Stelle aus Langes Biographie: „... Im Jahre 1799 fügte es sich, daß ich in Gmunden ,Menschenhaß und Reue' zum Besten der Armen dortiger Gegend gab. Die Einnahme war nicht unbeträchtlich, da Alles aus der ganzen Gegend zusammen floß. Herr Joseph Sonnleithner, der auf seiner Zurückreise von Koppenhagen nach Gmunden kam, spielte den Bittermann ganz vortrefflich, meine ältere Tochter die Eulalia, meine jüngere die Lotte. Alles war sehr zufrie den. Es sind sehr viele gebildete Beamte in dieser Gegend, die großes Interesse an dieser Vorstellung nahmen, von denen einige sogar mit vieler Wärme mitspiel ten. Es war auch zu bewundern, wie rich tig und tief die Landleute selbst die fein sten und gefühlvollsten Stellen des Stükkes aufnahmen. Es herrschte eine allge meine Stille in dem Theater, die nur durch Schluchzen unterbrochen wur de..."." Vergleicht man nun diese Schilde rung mit Sonnleithners Biographie (ab gesehen davon, daß solch ein „schau spielerischer Seitensprung" darin nicht erwähnt wurde), so macht einen die Be merkung über die Rückreise von Kopen hagen stutzig; Sonnleithner hatte diese Reise schon im Jahre 1790 und im Alter von 24 Jahren unternommen." Ludwig Eisenbergs Großes Biograph. Lex. d. deutschen Bühne im XIX. Jht. Leipzig 1903, S. 571 f. Heinz Kindermann, Theatergeschichte Europas. 5, Bd., Salzburg 1962, S. 110. ' Dr. Rudolf Payer von Thum, Josef II. als Thea terdirektor. Ungedruckte Briefe und Akten stücke aus den Kinderjahren des Burgtheaters. Wien - Leipzig 1920. ' Frida Reingruber, Theater in Gmunden 17991899. Diplomarbeit, Wien 1990, S. 22 ff. und 183 ff. ' Joseph Lange, Die Biographie des Joseph Lange, K. K. Hofschauspielers, Wien 1808. ' Ebenda, S. 176-181. ' Ebenda, S. 195-200. Kralik, a. a. O., S. 21 ff.

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