Aus der stilleren Heimat Dieser Titel erinnert an die einstige Benennung des Linzer Jahrbuches unter Leitung von Karl Kleinschmidt und ent sprach voll und ganz der gebotenen lite rarischen Auslese. Im weiteren Sinn kann diese Uberschrift für eine Gruppe im heimischen Schrifttum gelten, die un aufdringlich und zurückgezogen ihren Weg geht, dabei herzhaft zu ihren The men steht, zu Oberösterreich, zu unserer Sprache, zu unserer Mundart, zu soli dem Denken. Unsere Zeit bevorzugt, das Ge meinte symbolhaft zu verkleiden, Ge danken zu verschleiern, die Sprache zu buchstabieren, zu zerstückeln, zu paraly sieren. Doch es gibt immer noch - hier und über der Grenze - Leute, die das, was sie sagen, auch meinen und sich be mühen, zu erzählen, was ist, was sein soll und was war. Es wissen nur wenige um sie, denn kaum einer von ihnen geht mit Spektakel zu den Mitbürgern. Zwei davon in verschiedener Lage, verschiedenem Alter und mit entgegen gesetzten Ausgangspunkten seien ange führt, um rundum Mut zu machen, auch an die anderen „Stillen" zu denken und von ihnen zu sprechen. In Baia Mare (Neustadt) am Nord rand Rumäniens, nahe der ukrainischen Grenze, in einer Karpatenlandschaft, die seit alters „In der Maramuresch" heißt, amtiert seit 1984 als römisch-katholi scher Pfarrer Anton-Joseph Ilk, der in der Fachwelt als Zipser Mundartdichter und Volkskundler gilt. 1985 fand sein Er zählband in Oberwischauer Mundart „Ter Zipser mit ter Laater, Kschichtn" ent scheidende Beachtung. 1990 folgte ein Band Zipser Volkserzählungen „Der sin gende Tisch". Den Begriff „Zipser" kennen wir aus der Slowakei. Doch bei Ilk ist Oberwischau im Wassertal (Viseu de Sus in Valea Vasarului) - ein nördliches Faralleltal zum berühmten Izatal mit den be kannten Holzkirchen - gemeint. Ilk er klärt in Zusammenhang mit seiner Hei mat: „Beim Wischauer Deutsch, dem ,Zipserischen', handelt es sich um einen interessanten Aspekt von Sprachfusion. Der altzipserische Gründler (ein slowa kischer) Dialekt wurde in einer Zeit spanne von etwa hundert Jahren durch die Mundart der Oberösterreicher, der sogenannten ,Teitschn', beinahe ganz verdrängt." Während die Oberösterrei cher als Volksgruppe von den Zipsern - hauptsächlich durch Heirat - assimiliert wurden, setzte sich sprachlich die ober österreichische Mundart durch und ent wickelte sich schließlich zum Idiom der Wischaudeutschen, der „Zipser Sach sen". Dazu muß man wissen, daß die deutschen Einwanderer aus der slowaki schen Unterzips 1776 im Wischauer Land eintrafen. Zwei Jahre später kamen 25 Familien aus Gmunden, Bad Ischl und Ebensee und siedelten am anderen Ufer des Wasserflusses. 1785 kam der zweite große Zuwandererstrom, eben falls aus Bad Ischl, Ebensee und Umge bung. Dieses Wischaudeutsch mit ober österreichischem Ubergewicht weist dar über hinaus Entlehnungen aus den Spra chen anderer mitwohnender Bevölke rungsgruppen auf: Jiddisch, Slawisch, Ukrainisch, Rumänisch und Ungarisch. Etwa für Onkel: Batschi oder für Kartof felpuffer: Kremsl. Da in den letzten Jahren die politi sche Entwicklung für die deutsche Spra che in Rumänien äußerst ungünstig war.
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