OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 3

Emigration nach Amerika lun 1880 Aus den Briefen des Auswanderers Franz S. Bauer Von Max Mauernböck D ie Geschichte der Emigration von erfolgreichen Österreichern in die Ver einigten Staaten von Amerika ist reich an großen Namen. In dieser Abhandlung wird vom harten Los eines der vielen namenlosen, vom Glück nie verwöhnten Aus wanderer berichtet. Das von Storys der „unbegrenzten Möglichkeiten" und cleveren Agenten genährte Amerikafieber einerseits und die wirtschaftliche Notlage verbunden mit der vermeintlichen Aussichtslosigkeit, es in Österreich „zu etwas zu bringen" ande rerseits, mögen wohl Motivation und Ursache gewesen sein, daß mein Großvater Franz S. Bauer aus Hausleiten 1, Pfarre Oftering, bald nach seiner Heirat den wage mutigen Entschluß faßte, nach Amerika auszuwandern. Franz Seraficus Bauer wurde am 18. April 1855 als lediger Sohn der Anna Maria Bauer, Tochter der Eheleute Franz Bauer und der Anna Maria, geborene Seethaler, einer alteingesessenen Viertlerfamilie' in Bonitz 9, Pfarre Proßmeritz, Bezirk Znaim, geboren und am selben Tag in der dortigen römisch-katholischen Pfarrkir che „Zum Heiligen Kreuz" getauft. Die Schande „uneheliches Kind" führte damals dazu, daß die Eltern der Anna Maria trachteten, für ihre „ungeratene" Tochter weit weg von Proßmeritz eine Existenz aufzubauen. Am 16. Juni 1858 erwarben sie für Anna Maria das Kamptnergut in Hausleiten. Franz wuchs dort auf, besuchte die Volksschule, wurde Dienst knecht bei seiner Mutter, rückte zum Militär ein und heiratete 29jährig, am 22. April 1883, die gleichnamige Maria Bauer, geb. 15. März 1851, aus Hundsham 15, Pfarre Buchkirchen bei Wels. Im April 1884 nahm er Abschied und ging als „Vorreiter" mit der festen Absicht, Frau und Tochter Maria (geb. 8. September 1883, gest. 23. Oktober 1944) baldigst nachkommen zu lassen, auf die große Reise. Mit der Bahn ging es 4. Klasse nach Hamburg, von dort mit dem Dampfer „Breslau" nach Leith bei Edinburgh und von dort wieder mit der Bahn nach Glasgow, was ihm in seinem sehr ausführlichen Schreiben^ an seine „Gfattersleutte" zur Bemerkung veranlaßte „... ich habe keine gute Reiseroute gemacht und habe auch fille Unkosten dadurch gehabt...". Erst acht Tage später ging von Glasgow das nächste Schiff ab. Viertier = Weinhauer. ' Datiert 22. September 1884 aus Dan Mailin an die Gevattersleutte (= Taufpaten) seiner Tochter Ma ria, die Familie Johann Rumpfhuber, Besitzer des Hauergüteis zu Niedergrafing, Gemeinde Buchkir chen.

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