14. Frauenarbeit in Innviertler Brauereien Bis zur Einführung der Flaschenproduktion war die Aufräumfrau das ein zige weibliche Wesen, das sich zum Reinigen des Burschenzimmers kurzzeitig im Brauhaus aufhielt. Laut einem statistischen Bericht der oberösterreichischen Han dels- und Gewerbekammer waren in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts in den oberösterreichischen Brauereien „1262 Männer, 20 Weiber und 9 jugendliche Hilfsarbeiter" beschäftigt. Auf die Frage, ob Frauen im Betrieb mitarbeiteten, bekam ich überall ähnli che Antworten wie von folgendem Gewährsmann; „Z'erst net, dann haben wir wel che gehabt zum Flascheneinklaub'n, schaun, ob eine kaputt ist, beim Flaschenfüller oder Kapselnnachfüll'n und mit der ganzen Waschanlage halt. Nein, net weils ein Mann nicht machen wollte, aber Frauen waren billiger. Da haben die Männer fufzig Schilling Stundenlohn gehabt, da haben die Frauen dreißig gehabt. Und die waren zwei-, dreimal die Woch'n da. Das waren Hausfrauen, die haben sich was dazuver dient." In einer Rieder Brauerei erhielt ich eine ähnliche Aussage, die das Eintreten weiblicher Arbeitskräfte in die Flaschenhalle mit der Kriegszeit in Zusammenhang brachte. Meines Erachtens hat man aus Gründen der Tradition und des männlichen Berufsstolzes Frauen nicht als Brauer arbeiten lassen. Obwohl es mancherorts weib liche Braumeister gibt, blieben alle höheren Posten in Brauereien des Innviertels bis heute ausschließlich von Männern besetzt. Die Möglichkeit der Frauenarbeit war in den kleinen Familienbetrieben gar nicht so schnell erkannt und genutzt worden. Es finden sich jedoch Hinweise auf die Beschäftigung von Kindern bzw. Jugendlichen und zwar aus der Familie des Brau herrn selbst! Ein Brauereibesitzerehepaar erinnert sich: „Als Kind, wo ich mithelfen mußte, das war beim Flaschenfüllen, da haben wir die Flaschen hinaufstecken müs sen, da war ich zehn, elf Jahre alt." Man kann feststellen, daß Frauen einerseits billigere Arbeitskräfte für eine Brauerei darstellten, andererseits durch die technischen Veränderungen wie die Fla schenbierproduktion eine eigenständige Verdienstmöglichkeit für Frauen in einem Brauhaus entstand. (Fortsetzung folgt)
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