OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 3

überall war die Toilette im Freien gelegen. Das ist im Plan von Aurolzmünster aus dem Jahre 1807 belegt, und das beweist das vollständige Fehlen eines Aborts im Brauhausplan von Ach an der Salzach aus dem Jahre 1913. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß, je kleiner eine Innviertier Brauerei war, umso schlechter war es zumindest um die hygienischen Einrichtungen, mit denen die Arbeiter bis in die Mitte unseres Jahrhunderts am Arbeitsplatz leben mußten, bestellt. 12. Krankheit Den Berichten der Gewerbeinspektoren ist die Schilderung aus dem Auf sichtsbezirk Oberösterreich von 1885 entnommen: „Auch in Bierbrauereien sind einzelne Verrichtungen sehr beschwerlich und bedingen einen kräftigen Gesund heitszustand des Hilfsarbeiters. Das Kellerpersonale ist durch das fortgesetzte Ver weilen auf feuchten Fussböden frühzeitig auftretenden Fusskrankheiten ausgesetzt, und die Darrer leiden dadurch, dass die Arbeit des Malzumwendens bei einer Tem peratur von 60-70 °R. erfolgt, wodurch die Leute beim Austreten aus der Horde einer starken Auskühlung unvermeidlich ausgesetzt sind und infolge dessen oft im kräftigsten Mannesalter durch Gelenksrheumatismus und Gicht zu ihrer Beschäfti gung untauglich gemacht werden. Fürsorgliche Brauherren geben diesen Arbeitern Schafwollhemden zur Benützung und sorgen für gedeckte, gegen Zugluft geschützte Verbindungsgänge zwischen Darren und Burschenzimmer." Eine Lösungsmöglichkeit, körperliche Schädigungen in Brauereien geringer zu halten, wurde hier angeführt, doch änderte dies nichts an den Temperatur schwankungen, die die Arbeit im Brauhaus begleiteten. In einem Aufruf des Brauer und Faßbinderverbandes 1895 wird gar die Klage laut, daß die Brauer im Alter zwi schen 30 und 35 Jahren immer seltener werden! In Ried hatte der seit 1869 bestehende Krankenverein seine einzige Innviert1er Filiale. In die dortigen Zustände auf dem Gebiet der Unfall- und Krankenversi cherung kann wieder nur ein lokaler Gewerbeinspektor Einblick geben: „In kleinen Landbrauereien Oberösterreichs herrscht vielfach ein so günstiges Verhältniss zwi schen Arbeitgeber und Hilfsarbeiter, dass es von Seite des Herrn als selbstverständ lich betrachtet wird, einen Gehilfen während der ganzen Dauer seiner Krankheit, mindestens aber für die ersten Vier Wochen derselben, den gewöhnlichen Monats lohn voll auszuzahlen." Inwieweit dies für jede Brauerei im Innviertel Gültigkeit hatte, kann ich nicht belegen. Erkrankte Brauereiarbeiter konnten andernfalls vermutlich nur durch wohl tätige Vereine verpflegt werden, wie aus Altheim bekannt ist. Dort wurde 1844 ein „Kranken-Liebes-Verein" gegründet, Gründungsmitglied war - bezeichnenderweise - ein Brauherr des Marktes. Vorbildlich für Oberösterreich auf dem Gebiet der Kranken- und Unfallbe treuung war die Brauerei Zipf. 1886 wurde dort bereits ein Krankenkassen- und Unterstützungsfonds für Notfälle und Altersversorgung gegründet. Die Brauereibe schäftigten wurden durch Mitgliedsbeiträge in die Finanzierung einbezogen, zusätz lich gab das Unternehmen Mittel dazu. Ein Betriebskrankenhaus mit einem Arzt

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