OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 3

Schuhe mit Holzsohlen isolieren besser gegen Kälte und schützen vor Verlet zungen. Zum Beispiel trugen die Frauen beim Abfüllen der Bierflaschen solche Lederschuhe mit extrem hohen Holzsohlen. Zum Abtreten der Malzkeime mußte ein festes, gegen Hitze isolierendes Schuhwerk getragen werden. Bei der heutigen Arbeit im Brauhaus ist der Schutz gegen Nässe ausschlaggebend, und damit sind die Stiefel aus Gummi wichtiger geworden. Gegen Kälte und Nässe gab es ein allgemein verbreitetes und heute in der Erinnerung belachtes Hilfsmittel im Schuhwerk, die „Fuaßfetzn": „Man hat früher von alte Kleider so Eck'n obag'schnitt'n, hat sich am Spitz einig'stellt, der erste Lap pen uma, die seitlichen zwa hinein und die anderen hinten bei der Fersen aufi. So ist ma in die Stiefln einig'schlof'n. Oder in d' Holzschuhpummerl, hab ma g'sagt. Das war a Lederstiaf'l auf an Holzschuh ... Mit die Fuaßfetzn hat ma sich die Sock'n daspart. Wenns recht ausg'leiert war'n, hat ma sich wieder a Kleidungsstück g'sucht, a starkes oder a dünners, je nachdem." 11. Hygiene Im Zusammenhang mit den Fuaßfetzn steht eine bauliche Einrichtung, die aus Ried überliefert ist: „Schweißpacklkammerl hat ma g'sagt - a jeder hat g'schwitzt als wia, und da hat ma die Holzschuhpummerl und die Sock'n und die Fuaßfetzn ... da war a Stang drinnen, da hat ma die nassen Sachen aufg'hängt zum Trocknen. In der Fruah bist aufigangen, hast dich anzog'n, und dahingangen ist's. ... Das Schweißpacklkammerl is glei neben dem Sudhaus drinnen."" In jeder Braue rei gab es einen eigenen Raum zum Trocknen des nassen Gewandes oder zum Abstellen des Schuhwerks. Die Lage orientierte sich an den Wärmequellen. Die Kleidung wurde normalerweise jede Woche gewechselt. Da die Innviert1er Brauereiarbeiter zumeist aus Familien in der näheren Umgebung der Brauerei kamen, verbrachten sie ihre Wochenenden zu Hause, wo die Wäsche von der Mutter gereinigt wurde. Die „Woch'npocka", das Arbeitsgewand für eine Woche, bestand aus Hemd, Hose und später dem Blauzeug. Die sanitären Einrichtungen im Brauhaus waren überall sehr dürftig. Die Reinigungsmöglichkeit war nicht im Wohnbereich anzutreffen, sondern im Arbeits bereich. Das „Waschwähnl", das die sanitäre Einrichtung im Aurolzmünsterer Brau haus im Jahre 1791 bildete, hielt sich sehr lange. Es bildete die einzige Waschgelegen heit und war im Sudhaus, wo warmes Wasser zu Sudzeiten verfügbar war, aufge stellt. Auch der Standort einer Dusche, die, wenn überhaupt, nach dem Zweiten Weltkrieg eingebaut wurde, befand sich im Sudhaus. Zum Bereich der Hygiene gehört die Frage nach einer Toilette. In der Beschreibung der Schlägerei im Gun dertshausener Brauhaus anno 1886 wird erwähnt, daß einer der im Burschenzimmer Schlafenden „zur Verrichtung seiner Nothdurft in den Hof" sich begeben hatte." Schweißpackl: Swaisbackl steht verächtlich für die Füße in Oberösterreich; wird im Wörterbuch der bairischen Mundarten in Osterreich, Bd. 2, Spalte 55, als derbes, umgangssprachliches Wort, herge leitet von pack bzw. (Schweiß-)päcklein, bezeichnet. Rieder Wochenblatt 1866,1. Jg., Nr. II.

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