OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 3

Brauerei Aurolzmünster gab es einen „Mutterkeller", in Gundertshausen wurde er „Mutterbierkeller" genannt. In der Rieder Genossenschaftsbrauerei befand sich die ser in einem Kammerl in der Mälzerei, wo der „Mutterbiervater" für die Arbeiter den Haustrunk ausschenkte. Daß in vergangenen Zeiten bei der Arbeit im Brauhaus Bier in für uns heute Unmengen getrunken wurde, ist kein Brauerlatein, sondern findet überall Belege. In einem handgeschriebenen Arbeitsvertrag aus Zipf aus dem Jahre 1896 wurde als Haustrunk schriftlich festgelegt: „Die Brauer haben ein Deputat von 6 Ltr Bier täg lich, während der Arbeitszeit von 6 früh bis 10 Abd, und bekommen für die Nacht arbeit das Bier extra verabreicht." Die heißen Temperaturen beim Mälzen und Sie den und die körperlich schwere Arbeit machten durstig! Eine Regelung des Bierdeputats findet sich in der Einführung von Biermarkerln oder Bierzeichen. „Die SHftsbrauerei Reichersberg gab seit jeher sogenannte Bierzeichen zur Beteiligung der Bierdeputate an die Diener und Arbeiter aus.... Für die kleineren wurde ein halbes Maß Bier, für die größeren ein Maß Bier abgegeben. Die Zeichen wurden im Brauhaus bzw. auch im Gasthaus Junger eingelöst. Als der Mangel an Kleingeld immer fühlbarer wurde, verwendete man diese Maßzeichen als Notgeld im Wert von zehn oder zwanzig Hellern."^' Da der Bezugsberechtigte sein Deputat nicht an Fremde weiterverkaufen durfte, so konnte sein Anteil an nicht konsumiertem Bier nur von der eigenen Brauerei abgegolten werden. Die früheste Nachricht einer Ablöse des unbenutzten Haustrunks stammt aus dem Linzer Stadtbrauhaus aus der Mitte des 18. Jahrhun derts. In Innviertier Kleinbrauereien scheint ein solches Bestreben bis zur Mitte unseres Jahrhunderts nicht auf. Ein Leben in der Brauerei bei freier Kost und Logis schloß die Verpflegung durch Bier selbstverständlich ein. Heute hat sich das Bierdeputat gänzlich von der Konsumation im Brauhaus oder Braugasthof gelöst. Es steht jedem Mitarbeiter einer Brauerei ein Bierdeputat in einer festgesetzten Menge zu, das er zu einem günstigen Preis beziehen und mit nach Hause nehmen darf. Dadurch, daß die ehemals so schwere händische Arbeit in eine leichtere körperliche Arbeit mit Hilfe von Maschinen und Computern umge wandelt worden ist, ging der Bierkonsum im Betrieb erheblich zurück. 10. Kleidung Für ihre Kleidung mußten die Innviertier Brauereiarbeiter bis zur Einführung des einheitlichen Werksanzuges im Braubetrieb der mittelgroßen Unternehmen selbst aufkommen. Zu Weihnachten verschenkte die Familie des Brauherrn vieler orts Kleidungsstücke. Das Arbeitsgewand bestand zumeist aus einem hellen Hemd und darüber: „A weng a Westl hab ma schon ang'habt, oder a Schaiki, sag'n wir, a Jacket, a altes Sonntagsgewand, a weng a festes, ist besser g'wen als a Pullover, aus dem Schaiki bist leichter rausg'schlof'n", berichtet ein Brauereiarbeiter. Darüber Wilhelm Gregor Schauber, Das Stift Reichersberg vom Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg. Diss. Graz 1978, S. 34.

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