Die Einrichtung einer Werkskantine wird aus der Linzer Brauerei erst um 1940 erwähnt wo ein warmes Frühstück vormittags und mittags und nach Arbeits schluß warmes, reichhaltiges und bekömmliches Essen verabreicht wurde. Das Mit tagessen kostete in etwa 45 Pfennig.^^ Einen Rest der ehemaligen Naturalentlohnung fand ich nur noch in einer Altheimer Brauerei. Das Mittagessen im Braugasthof zu erhalten, ohne jedoch in der Brauerei zu leben, gilt als eine der Ubergangsformen zur vollständigen Privatisierung von Unter kunft und Verpflegung. Überall war zu beobachten, daß der Auszug aus dem Brau haus und der Austritt aus dem Verpflegungszyklus mit der Verehelichung eines Brauereiarbeiters zusammenhängen. Oft gab es eine Zeit, in der die Ehefrau das Essen in die Brauerei brachte, was an einigen Beispielen in Ried und Schärding für die fünfziger und sechziger Jahre belegbar ist. Heute bringt ein Brauereiarbeiter das vorgekochte Mittagessen zumeist selbst mit. Es sind leicht zu wärmende Speisen wie Gulasch, Braten und verschiedene Knödelgerichte. Zum Wärmen der Speisen sind in den Gefolgschaftsräumen Warmhalteplatten aufgestellt. Eine Werksküche fand ich in keiner Innviertier Brauerei. Für die Einnahme des Mittagessens und eventuell einer Jause sind Arbeits pausen notwendig. Doch diese versuchen die Brauereiarbeiter auf eigenen Wunsch so kurz wie möglich zu halten, um mehr freie Zeit für den privaten, familiären Bereich zur Verfügung zu haben. Die Brauerei ist ihrer ehemaligen Funktion als Lebensraum enthoben, nur noch Arbeitsraum während einer immer kürzer gewor denen und arbeitsintensiver genutzten Zeitspanne. 9. Haustrunk - Freibier In Aurolzmünster wurde im herrschaftlichen Brauhaus im Jahre 1898 genau so viel „Nachbier" wie Märzenbier erzeugt. Nachbier ist ein dünnes Bier, das aus der ersten Auswaschung der Trebern nach Ablauf der Vorderwürze gewonnen wird. Von guter Qualität konnte es in Aurolzmünster nicht gewesen sein, da der Schwund an dem besseren Märzen- oder Lagerbier sehr hoch im Gegensatz zu den niedrigen Haustrunkabgaben an Nachbier ausfiel. Der Braumeister rechtfertigte sich für die dreiprozentige Schwendung damit, daß es unvorstellbar sei, den Burschen schlech ten Haustrunk zu geben, da der Lohn sowieso so gering sei.^® Der Haustrunk wurde im Bräustübl konsumiert, wo man sich abends nach der Arbeit zusammensetzte. Auch wurde für die „Wirtsknechte, Malzbrecher, Mau rer etc. sowie andere Handwerksleute bei vorzunehmender Arbeit im Brauhaus" von Aurolzmünster 1881 gratis Nachbier ausgeschenkt. Dieser Haustrunk hatte noch einen weiteren, heute in Vergessenheit geratenen Namen: „Mutterbier". In der " Franz Lettner, Die Linzer Brauerei in der neuen Zeit, In: Tagespost. Linz 1941, Nr. 19. Protokoll vom 4. August 1898 in der Graf von Arco Valleyschen Rentenverwaltung Aurolzmünster. Schloßarchiv St. Martin i, L, Bd. 18, Brauhaus.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2