gen, die haben sich dort z'sammgesetzt... und für die Landwirtschaft ist der Mitter knecht gekommen und hat's in die Moarstub'n getragen. Da gab's auch immer eine Eifersucht zwischen Landarbeiter und Brauerei, die (Brauer) haben schon einen höheren Stand gehabt." Obwohl die meisten Brauereiarbeiter ländlicher Herkunft waren, sind ihre Tischsitten beim Mittagessen mit dem Berufswandel moderner geworden: „In der Landwirtschaft gab es ganz hierarchische Sitten. Da hat zuerst der Mitterknecht anfangen müssen und dann erst die anderen. Die haben auch noch aus einer einzigen Schüssel gegessen ... Die Bräuer aber nicht, die haben alle eigene Teller, Löffel, Messer und Gabel benützt." Waren in der Stube im Braugasthof alle versammelt, so hatten die beiden Gruppen getrennte Tische für sich. Unterschiede wurden sogar beim Portionieren gemacht, wie zum Beispiel aus Höhnhart berichtet wird: „Brauereiarbeiter haben eine bessere Kost gehabt als die, was in der Landwirtschaft gearbeit' haben. Zum Beispiel samma, wenn's a Mehlspeis gegeben hat, Rohrnudeln, wir sagen a Wuch tein, die waren so groß wia a Mauerziag'l, von die hamma drei kriegt, die von der Landwirtschaft haben zwei kriegt. Die Kost, was der Ghef gehabt hat, die haben allaweil a mir Brauereiarbeiter gekriegt." Interessant sind gewisse nahrungskundliche Kontinuitäten innerhalb der Innviertier Brauereikost im 19. und 20. Jahrhundert. Zum Beispiel die gerühmten Rohrnudeln, die im 19. Jahrhundert auch in der Herrschaftsküche St. Martin im Innkreis gebacken wurden. „Am Montag, Mittwoch und Freitag gab es zu Mittag Rohrnudeln mit süßer Milch und Kraut. Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonn tag gab es Rindfleisch (Vz Pfund) mit zwei Knödeln und Kraut und zwei Wecken von Roggenmehl. Zu den Feiertagen (Weihnachten, Neujahr, Hl. Drei König, Faschin', Ostern, Pfingsten, Martini und Himmelfahrt) und zur Ernte (zwanzig Tage lang) gab es Zubesserungen von Fleisch, gebackener Mehlspeise und 1 Maß Bier zu Abend."^^ In guter Erinnerung im oberen Innviertel sind neben den Nudeln auch Knö del, die nach oder zu einer Suppe serviert wurden: „... Durcheinanderknödel, das waren Knödel, wo ein Fleisch drin war, die san in einer Suppe gekocht worden, dazu ein Salat. An einem Feiertag hat's immer Wuchtein gegeben, Nudeln hat man das bei uns genannt." Die Ablösung der Verpflegung mit Einführung des sogenannten Kostgeldes taucht in einer Münchner Brauerei bereits im Jahre 1864 auf. Eine Brauereibesitzerin aus dem unteren Innviertel erzählte mir, sie habe noch persönlich bis vor wenigen Jahren für alle Brauereiarbeiter gekocht! In Zipf hat sich meines Erachtens die erste nachweisliche Trennung der Ver pflegungskosten vom Lohn vollzogen. In einer Arbeitsordnung für die Brauer aus dem Jahre 1896 werden genaue Preise für die in der Brauhaus-Restauration ausgege benen Mahlzeiten festgesetzt: Frühstück 10 xr. Mittagstisch 25 xr, Jause 10 xr und Abendessen ä Ja carte. Konsumierte ein Arbeiter täglich jede Mahlzeit, so machte die monatliche Verpflegung allein für seine Person vierzig Prozent des Monatsgehalts eines Zipfer Arbeiters aus! Siehe St. Martin im Innkreis (wie Anm. 8), S. 12.
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