8. Verpflegung - Nahrungsgewohnheiien in Brauereien Die Gewerbeinspektoren für den oberösterreichischen Raum hatten für das Jahr 1883 festgestellt, daß das Essen, das die Arbeiter in den Brauereien erhielten, „regelmäßige und kräftige Nahrung" war. Roman Sandgruber setzt das Ende der Verpflegung im fJause des Handwerksmeisters schon für die vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts fest.^^ Im Innviertel beginnt die langsame Loslösung erst hundert Jahre später und war mit dem Sterben der Kleinbrauereien vor zirka zwanzig Jahren vollständig abgeschlossen. Bis dahin hielten sich ähnliche Nahrungsgewohnheiten, wie sie aus dem Jahre 1846 schriftlich aus einer Münchner Brauerei überliefert sind; „Die Kost bestand morgens in Brot- oder eingekochter Suppe, mittags in Suppe, Voressen oder Knödel und % T Fleisch mit Gemüse, und abends in Suppe, je 3X wöchentlich Braten oder T Fleisch in der Sauce und einmal jedem 2 Leberwürste, auch täglich 1 Weckerl Brot."^' Saure Milch zum Frühstück und Abendessen gab es aus der Herr schaftsküche St. Martin im Innkreis für die Brauereiarbeiter, Kartoffelsuppe mit sau rem Rahm eingerührt und ein Stück schwarzes Brot in Gundertshausen. Eine Bier suppe gab es in Ach an der Salzach, bestehend aus dunklem Bier mit Ei und Zucker aufgekocht. Die Milchsuppe ist eine typisch bäuerliche Morgennahrung und hat sich bei den Brauereiarbeitern noch lange gehalten. Gesüßt war sie selten, doch da Zucker etwas Wertvolles war, sehr begehrt: „... samma umigangen (vom Brauhaus) in die Kuchl und hab ma uns a Milchsupp'n einabracht, da hab ma uns allweil hübsch zur Köchin zuwigmacht, dann hab ma a weng an Zucker einitoan derfn (Gewährsmann lacht), na, sonst hätt ma koan kriegt." Wo die Brauereiarbeiter morgens Suppe löffelten, galt das nicht unbedingt für die Familie des Brauherrn. Dort wurde schon echter Kaffee getrunken, bevor der Ersatzkaffee, der „Blümchenkaffee", auch das Hauptfrühstücksgetränk der Innviert1er Arbeiter wurde. Zur Jause; „Da hast a Stückl Brot und Speck, meistens Salz und Pfeffer (bekommen), da samma, wenn's schön war, im Sommer hintre draußen gesessen und im Winter beim Darrofen (neben der Einheize im Eingangsgewölbe, Anm. d. Verf.)." Üblich war die Kombination von Brot, Wurst oder Fleisch und das erste Bier, am Vormittag gegen neun Uhr. Nach dem Wegfall der Jausenverpflegung durch den Braugasthof und dem Abschaffen der offiziellen Jausenpause in den Brauereien ver pflegte man sich selbst und hielt die Jause am Vormittag dennoch aufrecht. Die Nachmittagsjause ist im Zuge der immer kürzer werdenden Arbeitszeit schließlich entfallen. Die in jeder Brauerei mit Landwirtschaft im selben Haus bestehende Hierar chie zwischen den Landwirtschaftsarbeitern und den Brauereiarbeitern dokumen tierte sich bei Tisch. In Aspach hat „'s Kücherl das Essen ins Bräustübl hinübergetraR. Sandgruber, Die Anfänge der Konsumgesellschaft, S. 253 f. " Siehe Sedlmayr (wie Anm. 4), S. III.
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