Kindern Eigenheime schaffen zu können. Eine Anstellung in einer Brauerei galt immer, ob in der Stadt oder auf dem Land, wenngleich auch als flilfsarbeiter, als sehr angesehen und begehrt. Die Arbeit in einer Brauerei bot bei der bisherigen Dichte der Braustätten im Innviertel einen Arbeitsplatz in nächster Nähe. Dieser galt als Lebensstellung, war man einmal akzeptiert und ließ sich nichts zuschulden kom men. Äußerst schmerzlich war für die Betroffenen die Eingewöhnung an einem neuen Arbeitsplatz, wenn eine Brauerei schließen mußte. Denn neben anderen Vor teilen war die Entlohnung viel besser als in der Landwirtschaft und auch hoch in Relation zu anderen Gewerben. 3. Entlohnung Die frühesten Vergleichsmöglichkeiten von Verdiensten in Oberösterreich sind aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gegeben. Im Linzer Stadtbrauhaus erhielt ein „Breu-Knecht" wöchentlich zwei Gulden, der Hausknecht in der Brauerei dagegen 1 Gulden, 30 Kreuzer, das war annähernd doppelt soviel, wie ein Spinner der Linzer Wollzeugfabrik erhielt, dessen Tageslohn zwischen zwölf und acht Kreu zern schwanken konnte.^' Schultes berichtet in seinen Reisen durch Oberösterreich aus der Zeit um 1800 in einer genauen Aufstellung von den hierarchischen Lohnverhältnissen in einer oberösterreichischen Brauerei: „Der Bräuer (hier ist der Braumeister gemeint, Anm. d. Verf.) zu Traunkirchen hat jährlich 225 fl, 12 Eimer Bier, 3 Metzen Weizen, 12 Metzen Korn, 1 Metzen Gerste, Wohnung und Garten; ... der Oberbräuknecht, der von jedem Sude 2 fl, 133 fl 20 kr jährlich Beigeld, und täglich 6 Maß Bier bekommt.... Der Pfannenknecht hat 144 fl jährlich, und 4 Maß Bier, und 3 Bräuhel fer (zur Malzzeit ein vierter) bekommen wöchentlich 1 fl 40 kr und täglich 4 Maß Bier. Der Bräuhausbinder hat, mit Ausnahme der Feyertage, täglich 20 kr, und 2 Gehülfen, die für jeden Sud 8 Maß Bier erhalten. Der Thorwärter, der das Bier ver führt, hat jährlich 170 fl Geld und für 12 fl Bier."^"* Aus der Privatbrauerei Zipf ist der meines Wissens erste oberösterreichische Arbeitsvertrag vom 26. April 1896 erhalten. Dieser ist nicht wie bisher üblich in Form einer Instruktion für den Braumeister verfaßt, sondern für die Brauer mit der Hand niedergeschrieben. In diesem Vertrag wird neben Lohnbestimmungen auch Aufschluß über Arbeitszeit, Freizeit und Essenspreise gegeben. Ein Großaccord-Binder in der Brauerei Zipf konnte demnach gar bis zu siebzig Gulden monatlich ver dienen. Das erreichte zur gleichen Zeit vergleichsweise in Oberösterreich nur ein Eßmeister in den Sensenwerken. Ein Hammerschmied verdiente dasselbe wie ein Brauer in Zipf, auch der Lohn eines Werkmeisters der Linzer Lokomotivfabrik lag in dieser Größenordnung." ' Siehe Falkensammer (wie Anm. 7), S. 203, vgl Roman Sandgruber, Die Anfänge der Konsumgesell schaft (Sozial- und Wirtschaftshistorische Studien, Bd. 15). Wien 1982, S. 116. ' Josef August Schultes, Reisen durch Oberösterreich. Tübingen 1809, S. 218. ' Erich Maria Meixner, Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich, Bd. 2, Linz 1952, S. 194f.
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