schiedenen Seiten über die vielen ungelernten Arbeitskräfte geklagt. Der Bericht der hiesigen Gewerbeinspektoren aus dem Jahre 1886 besagt daß man in Bierbrauereien Hilfsarbeiter als Lehrlinge beschäftigt findet, welche sowohl bezüglich ihres Alters als auch ihrer körperlichen Entwicklung dieser Kategorie längst entwachsen sind. Auf dem Verbandstag der Brauereiarbeiter 1912 wird aus Linz berichtet: „Wir haben heute ganze Provinzen zu verzeichnen, in denen kein einziger gelernter Brauer, die Vorderburschen ausgenommen, beschäftigt ist. Linz ist das klassische Beispiel dafür, wie die Verhältnisse bei uns oft beschaffen sind. Wir haben dort zwei Brauereien, von denen die eine nahezu lauter gelernte Brauer, die andere hingegen ausschließlich Hilfsarbeiter beschäftigt. Die Folge davon ist, daß in dieser Brauerei die Löhne um 30 % niedriger sind für dieselbe Arbeit wie in der anderen." Um einen Innviertier Braubetrieb aufrechtzuerhalten, war meist nur ein angelernter Hilfsarbei ter beschäftigt. In Höhnhart erledigten in den letzten Jahren vor der Schließung der Brauerei zwei Ungelernte den gesamten Braubetrieb. Als nach der Stillegung der Brauerei König in Fillmannsbach ein angelernter Brauereiarbeiter entlassen werden mußte, fand er sofort in der nahen Brauerei Gundertshausen als Biersieder Auf nahme! Die Frage nach der Schulbildung der Gewährspersonen bestätigt die Aus sage Helmut Konrads, daß für die Arbeiter die Ausbildung in der Pflichtschule reichte." Um zumindest dies zu gewährleisten, wurde um die Jahrhundertwende in der Nähe der Schaupschen Brauerei Zipf eine „Privat-Volksschule" von den Braue reibesitzern errichtet. Heute ist ein zunehmender Trend von den überwiegend ungelernten Braue reiarbeitern zu qualifizierten Facharbeitern zu erkennen. Die zunehmende Automatisation der Braubetriebe bedingt eine stark fachlich-wissensmäßige Ausbildung, diese wiederum bewirkte einen Wandel des Berufsbildes. „Das Berufsbild des Brau ers hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten grundsätzlich gewandelt. Die landläufigen Vorstellungen ... hängen immer noch an jenem alten Bilde des beleib ten und mit einer Lederschürze bekleideten Brauers, der Gemächlichkeit und Gelas senheit verbreitet. Davon kann in der modernen Brauerei nicht mehr die Rede sein. Die Automatisierung hat auch in diesem Wirtschaftszweig Einzug gehalten, der Anteil der körperlichen Arbeit, der vor allem Reinigungsarbeiten betraf (vor weni gen Jahren noch 80 % des Arbeitsvolumens), wurde stark reduziert. Der wissen schaftlich gebildete Brauer löst immer mehr den empirisch orientierten ab."" Unter den „großen starken Brauern" der Vergangenheit soll es Kraftproben gegeben haben. Ausdruck dieser war die Figur des Gambrinus auf dem Rieder Volksfest, wo der Stärkste der Brauerei zum König des Bieres ernannt und auf einem Wagen umherge führt wurde. " Helmut Konrad, Das Entstehen der Arbeiterklasse in Oberösterreich. Wien 1981, S. 84. " Emil Ulischberger, Rund ums Bier. Leipzig 1972, S. 11 f.
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