1871 wird in Wien der Verein der Brauereiarbeiter gegründet. Die Orts gruppe Zipf änderte im Jahre 1907 die Bezeichnung „Brauerball" in „Brauereiarbeiterball". Damit ist der früheste politisch-organisatorische Einfluß der gewerkschaftli chen Bewegung im Brauermilieu am Rande des Innviertels belegt. Ziel der Bewe gung war es, ein gemeinschaftliches Bewußtsein innerhalb einer Arbeitsstätte aufzu bauen und die hierarchischen Unterschiede zwischen den Arbeitern im solidari schen Kampf nichtig erscheinen zu lassen. Die gewerkschaftliche Bewegung fand wenig Anklang im Innviertel. Man kann es zum Beispiel noch an den veralteten Berufsbezeichnungen ersehen. Die Form „Brauknecht" wird im oberen Innviertel immer noch für einen Brauereiarbeiter im Gesellenstand verwendet! Die ehemalige Nähe zur Landwirtschaft wird deutlich, war doch die erste österreichische Brauerschule in die landwirtschaftliche Mittel schule Francisco Josephinum in Mödling bei Wien eingegliedert. Die Brauerschule in Weihenstephan ist eine Abspaltung einer 1852 gegründeten landwirtschaftlichen Zentralschule. Seit 1865 werden die dortigen Brauschüler als Technologen im Unter schied zu Landwirten betitelt.' Bereits im Jahre 1847 beschloß die Wiener Bier brauerinnung, daß die erniedrigenden Benennungen für Brauereiarbeiter in Verbin dung mit dem Ausdruck „Knecht" geändert werden sollen. Zum Beispiel soll der „Brauknecht" fortan als „Braugeselle" tituliert werden u.a.m.^" Also eine Abwen dung von der Landwirtschaft und Hinwendung zum Handwerk. 1. Bildung Laut Handwerksordnung der Rieder Bräuer von 1623, die seit 1628 auch für die Bräuer von Pramet, Weißendorf, Gunzing, Höhnhart, St. Veit, Altheim, Zell/ Pram, Raab und Vöcklamarkt Gültigkeit hatte, war folgendes bestimmt: „3. Wenn der Herr einen Knecht aufnimmt, es sei auf ein Jahr oder eine Woche, so wird er gefragt und muß ausweisen seinen redlichen Lehrbrief. 4. Betreffend die Aufnahme eines Lehrjungen wird erstlich gefragt, ob er ehelicher Geburt sei, änderten von wo er sei. Drittens muß er zwei Herren und Bürgen, die zweien Handwerkszechleute und auch einen gewanderten Bräuknecht dabei haben. Was in die Handwerks büchse der Bub schuldig, wird es mit ihm nach desselben Vermögen gehalten und muß der Erlag alsbald geschehen. Im Jahre 1620 nahm das Handwerk von dem Lehr jungen für das Aufdingen einen Gulden, sieben Schilling. Dem Lehrmeister steht es frei, den Buben umsonst in die Lehre zu nehmen oder von ihm das Geld der Gebühr nach zu fordern." Die Auflösung der Zünfte 1859 ermöglichte die Loslösung vom rein hand werklichen Bildungsweg. In München hatte der Brauereibesitzer Sedlmayr bereits 1825 einen brautechnischen Kurs begründet. In Österreich legten Anton Dreher und Professor Ballig in den vierziger Jahren neben einer akademischen Forschungsstätte für das Gärungsgewerbe den Grundstein zu einer Brauerschule, wie sie dann in der ' Die Bayrische Slaatsbrauerei Weihenstephan. Freising 1972. ' Vgl. eine verlorengegangene Dienstordnung der Sedlmayrschen Brauerei in München. Siehe Sedl mayr (wie Anm. 4), S. 113 f.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2