OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 3

berechtigte seit 1917 durch kaiserliche Verordnung zum Tragen der Berufsbezeich nung „Ingenieur". Seit 1938 muß jeder Braumeister eine entsprechende Prüfung an einer der Brauer-Hochschulen vorweisen. Bis dahin konnte er noch ohne diese, also nur durch das handwerkliche Erlernen die höchste Position im Brauproduktionspro zeß bekleiden. Gerade um die Mitte unseres Jahrhunderts entschied sich die Zukunft der meisten Innviertier Klein- und Mittelbrauereien. Spät haben sie den Anschluß an überregionale Absatzmärkte gefunden. Wenn nun eine Brauerei kapazitätsmäßig nicht für einen größeren Abnehmer als die wenigen umliegenden Wirte eingerichtet war, hatte sie mit der letzten Industrialisierungswelle gleichzeitig ihre letzte Chance zu bestehen versäumt. Über den Stand der Technisierung entschied in bedeutendem Maße der Braumeister. Der Braumeister hatte nicht nur die Produktionsleitung und Materialverwal tung über, sondern seit jeher „das untergeordnete Personal strenge zu überwachen, und dafür Sorge zu tragen, daß unter denselben Zucht, Ordnung und Friede herr sche. Ausschreitungen jeder Art sind von demselben ernstlich zu ahnden, und im Wiederholungsfalle ist der Betreffende seines Dienstes zu entlassen. An sich aber die gehörige Autorität und Achtung seitens des Bräupersonals, hat der Braumeister in jeder Hinsicht mit gutem Beispiele voranzugehen".^ Heute ist der Braumeister in kleinen Braubetrieben oft mit der Person des Brauherrn oder des Sohnes des Brauherrn ident. Der in einer Mittelbrauerei ange stellte Braumeister hat auffälligerweise nie im selben Betrieb gelernt und stammt auch nicht aus der selben Ortschaft oder Stadt. Einige mögen darin ein Relikt der Wanderzeit sehen, mir scheint dies eine psychologische Sitte zu sein, um die gefor derte Autorität und Achtung des Braumeisters im Betrieb zu sichern. Die in den Brauhäusern übliche Anredeform ist mit ein Beleg für interne Hierarchien. Hilfskräfte werden mit „du" und ihrem Vornamen angesprochen. In Kleinbrauereien findet sich die Anredeform „du" auch für berufsmäßig höher ste hende Personen wie den Brauherrn, seine Gattin (s. u.) und auch den Braumeister, jedoch immer in der altertümlichen achtungsvollen Form „Herr Braumeister, du ...". In den mittelgroßen Innviertier Brauereien in Schärding und Ried wird das „Du" nur eingeschränkt verwendet: „Ja, die Vorderburschen waren der Kellermeister, der Gär führer, mit die is ma alle per du,... aber mit dem Ingenieur net, da hab ma gewisse - wenn i da in die Kanzlei einigeh und sag du, na - i woaß net." In einer Schärdinger Brauerei ist der brauchtümliche „Umtrunk" zu Jahresabschluß eine Gelegenheit, am Braumeister Kritik zu üben. „Sitz ma sich z'samm die ganzen Arbeiter im Gefolg schaftsraum mit dem Braumeister, und da haben wir das so eingeführt, fast a jeder kann ihm da sagen, was ihm net paßt, da ist er g'miatlich, man kann ihn net per du anreden, aber man kann ihm das und das sagen", lobt ein Schärdinger Brauer. ' Aus einer Braumeisterinstruktion für das Brauhaus Aurolzmünster, 1881.

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