Bei einer weiteren Betrachtung des Kreuzes fällt auf, daß Kreuzkopf, Kreuz schaft und der linke Arm von einer Mit tellinie der Länge nach geteilt werden. Die in den Schaft führende Linie verliert sich nach ca. 18 cm, an dem - vom Be trachter aus - rechten Arm fehlt sie. Zu dem sind beide Kreuzarme ungleich, der linke ist an seiner Unterseite abwärts ge bogen. Beide Kreuzarme verbreitern sich verschiedenartig nach außen. Allen die sen Details liegt ein nicht mehr geläufi ges Gedankengut zugrunde. Handwerk liche Unbeholfenheit scheidet als Ur sache meist aus. Weiters fällt auf, daß nur der längere, gleichmäßig breite Kreuzkopf an seinem oberen Ende eine knaufartige Verbreite rung aufweist. Möglicherweise ist hier nicht nur ein Kreuz dargestellt, sondern gleichzeitig ein Schwert, welches man als körperlichen Gegenstand dem Toten auf die das Grab deckende Platte legen wollte. Augenscheinlich füllt das Kreuz die Flattenfläche nicht aus, wie das bei einem Kreuz als Erlösungszeichen zu er warten wäre. Die Knaufform paßt in ei nen etwa 150jährigen Zeitraum von 1050 bis 1200, eine nähere Altersbestimmung der Platte ist daraus nicht zu gewinnen.^ Für die symbolische Darstellung im Inneren des Hügels ist bisher keine Deu tung bekannt. Es müßte sich dafür - wie bei den anderen romanischen Grabplat ten dieser Art mit deutbarer Darstellung im Hügel - eine sinnvolle Gedankenver bindung von Kreuz (= Erlösung) zu Auf erstehung oder ewigem Leben (nicht zum Tod!) im Hügel finden lassen. Insgesamt berichtet uns die Grab platte verhältnismäßig viel über den To ten: Es handelt sich um eine hervor ragende, vermögende Persönlichkeit männlichen Geschlechts und weltlichen Grabplatte von Pergkirchen, in der Schloßkapelle Auhof aufgestellt. Zeichnung: Leopold Mayhöck. Standes, keinesfalls um einen Priester. Sein Bestattungsplatz unter der Platte lag demnach an einer bevorzugten Stelle im Inneren der Kirche. Die Grabplatte wird einer frühen Generation der damals mächtigen und begüterten Herren von Perge zuzuordnen sein, welche auch die Eigenkirchenherren von Pergkirchen („Berokirchen") gewesen sind.^ ' Heribert Seitz, Blankwaffen 1. Braunschweig 1965. ^ Karl Lechner, Zur Geschichte von Pergkirchen im Machland - Pfarre und Amt des Klosters Melk. In: Mitt. des OÖ. Landesarchivs, Bd. 8, Linz 1964, S. 175.
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