OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 2

Häuser und bitten mit erhobenen Händen um Essen und Brot, ganz verhungerte und ausgemergelte Menschen. Sie greifen nach Kartoffelsterz und was nur zum Essen ist, ganz harmlos und dankbar wie nur. Sie suchen Verstecke in den Häusern, es ist strenger Befehl, jeden Fall dem Kommando zu melden, auch Zivile mit Waffen müssen zum Einsatz. Was man erwischt, wird kalt erschossen! In der Ortschaft Hartl werden bei 20 Mann erschossen und ringsum und ringsum, überall, wo die Flüchtlinge sich zei gen. Beim Aigner in Zeinersdorf wird ein Armer vom Heuboden gestürzt, in Oben berg einer erschossen, wie der Befehl eben lautet. Zum nächsten Blasiustag wird die Stimmung schon eifriger unter dem Volke. Ganz ungefährlich zeigen sie sich, nir gends gewalttätig, tiefes Mitleid erfahren sie von den Leuten. Es ist strengster Lager befehl, niemand darf geben weder beherbergen. Strafe: sofort in die Lagerhaft. Gegen die Mittagsstunde fuhr ich mit dem Laufschlitten (Geißl) zur Überfuhr nach Mauthausen, um den Franziskanerpater abzuholen, für die Aushilfe. Tote liegen in den Straßengraben, in der Nähe des Poschacherstadels ein Haufen von acht bis zehn Mann übereinander. Die Ereignisse des Tages stimmen die Bevölkerung zur Feier des Tages, überaus zahlreicher Sakramentenempfang und sehr guter Predigtbesuch. Man dankt dem Herrgott, daß alles vorüber ist. Doch noch ein betrübliches Bild. Im Laufe des Vormittags (3. Februar) fahren die Schlitten mit den Toten, und auch Lebende sind darauf. Im Fieber greifen sie nach Schnee, um das Fieber zu lindern. Doch die Waffe der SS schlägt auf sie nieder und wehrt es damit. Im Garten der Volksschule werden die Toten, über 40 an der Zahl, aufgestapelt zur kommenden Abfuhr in einem Auto am kommenden Tag. Beobachter aus benachbarten Fenstern hätten gemerkt, daß unter den Toten noch Lebende waren, waren doch Spuren von Blut am Standort des Autos, nach dem es weggefahren war. Leider hat der Antransport der Toten unter manchen Neu gierigen aus den Fenstern sehr schadenfrohe Anteilnahme gefunden, nicht im min desten Mitleid. Die Leitung der Schule war ja von Beginn der Bewegung leiden schaftlich hitlerisch eingestellt."' Laut Angaben der SS wurden bis auf 17 oder 19 alle Geflüchteten wiederer griffen. Ob lebendig oder tot, spielte in der mit Akribie durchgeführten Zahlenstati stik freilich keine Rolle mehr.^° Literaturverzeichnis Chronik des Gendarmeriepostens Mauthausen. Chronik der Pfarre Ried in der Riedmark. Marsalek Hans: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. 2. Aufl., Wien 1980. Mappe Kirnbauer - Stiftsarchiv St. Florian. Syllabus der Reg. Lat. Chorherren des Stiftes St. Florian, Linz 1930. Soeben erschienen: Thomas Karny: Die Hätz, Bilder zur Mühlviertler Hasenjagd, Edition Geschichte der Heimat, Grünbach 1992. Chronik der Pfarre Ried in der Riedmark. ' H. Marsalek, S. 262.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2