Kriegsgefangenenlager in Karlsbad geflohen waren, aber wieder aufgegriffen wur den. Unter ihnen befanden sich Oberstleutnant Nikolai Wlassow, Oberst Alexander Issupow, Oberst Kirill Tschubtschenko und Hauptmann Gennadi Mordowzew. Die 17 Offiziere haben, von Blockfunktionären unbeobachtet, die Flucht besprochen und auch organisiert. Es wurden Sturmtruppen gebildet, deren Aufgabe es war, aus gegrabene Steine, Kohlenstücke, Holzschuhe und die beiden in der Baracke befindli chen Feuerlöscher als Waffen zu verwenden. Für jeden Feuerlöscher wurden drei Mann bestimmt, deren Aufgabe es war, die im Wachturm posherten SS-Männer mit einem Schaumstrahl außer Gefecht zu setzen. Das sollte den anderen Häftlingen das Überklettern der Steinmauer und die Inbesitznahme der Türme samt den Maschi nengewehren ermöglichen. Der Aufstand wurde für die Nacht vom 28. bis 29. Jän ner 1945 festgelegt. Der Plan wurde jedoch verraten, und am 27. Jänner 1945 erschoß die SS 25 der körperlich Kräftigsten im Lagerarrest, darunter die Organisatoren der Flucht, Wlassow, Issupow und Tschubtschenko. Obwohl nun der Organisationsstab nicht mehr vorhanden war, wurde der Ausbruch in der Nacht zum 2. Februar 1945 durchgeführt. 2. Februar 1945, 0.50 Uhr. Eine sternenklare Winternacht. Die Temperatur betrug minus 8 Grad Gelsius. Rund um das Lager war die Schneedecke etwa 20 bis 30 cm hoch. Die Lagerstraßen waren allerdings vollständig schneefrei. In dieser Nacht befanden sich etwa 580 Häftlinge im Block 20. 75 Schwerkranke konnten die Flucht nicht mitmachen und blieben im Block zurück. Nachdem der Blockälteste und seine Stubendienste von den Aufständischen erdrosselt worden waren, formierten sich die Kampfgruppen. Die Häftlinge stürm ten durch beide Türen und die Barackenfenster auf den Vorhof. Sie begannen mit den Löschgeräten und verschiedenen Wurfgeschossen die Wachtürme anzugreifen. Mit feuchten Decken und Kleidungsstücken wurden die stromführenden Stachel drähte kurzgeschlossen, und nach relativ kurzem Kampf wurde der östliche Wach turm erobert. Von diesem Turm aus wurde mit Maschinengewehrfeuer der SS-Posten auf dem Nachbarturm ausgeschaltet. Bereits bei dieser ersten Etappe der Flucht wurden viele Häftlinge getötet, und mehr als hundert Flüchtende konnten nach dieser Anstrengung des Kampfes sowie nach dem Überklettern der Mauer nur wenige Meter flüchten. Sie blieben hilflos in unmittelbarer Nähe auf dem Boden lie gen oder versuchten langsam davonzukriechen. Aber es war alles vergebens! Nach kurzer Zeit wurden sie von den SS-Wachmannschaften aufgegriffen und zusammen mit den im Block Verbliebenen erschossen. Jene, die es geschafft hatten, aus der unmittelbaren Nähe des Lagers zu entkommen, flohen in der Mehrzahl in nördliche Richtung zur Tschechoslowakei.'^ Sofort nach dem Bekanntwerden des Häftlingsausbruches wurde eine Groß fahndung eingeleitet. Die SS-Lagerleitung erteilte allen erreichbaren Beamten der Gendarmerie die Weisung, die Wiederergriffenen nicht lebend ins Lager zurückzu bringen. An der Suchaktion nahmen fast alle Angehörigen des SS-KommandanturH. Marsälek, Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Wien 1980, S. 259.
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