umgesetzt und nutzbar gemacht werden sollten (Viktor v. Geramb). Franz Lipp ver suchte dann um die Mitte unseres Jahrhunderts eine Klärung der gegensätzlichen Standpunkte.^^ Die „Volkskunde" als historische Wissenschaft hat ihren Gegenstand zu erforschen und immer wieder neu aufzubereiten, die „Angewandte Volkskunde" hat als Teil der Volkstumspflege die richtigen, wissenschaftlich begründbaren Schlüsse auf oder für das Gemeinschaftsleben zu ziehen. Die Aufgabe eines fieimatwerkes ist es, die „Sachgüter", also im besonderen die tradierte Volks- und fiandwerkskunst des kulturgeographischen Raumes, in dem es seine Tätigkeit ausübt, zu pflegen.^^ Den Gründungsauftrag der Heimat werke haben wir eingangs aufgezeigt, hinzu kommen noch als weitere Entstehungs ursachen die wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Umstrukturierung durch die industrielle Entwicklung im 19. Jahrhundert, die damals schon zu Auflösungsten denzen in der Hoch- und Volkskultur geführt hat, und die natürlichen Gegenbewe gungen, die sich auch in Museumsgründungen und „Erhaltungs"-Tendenzen ver schiedenster Art manifestiert haben. So sind die ältesten Heimatwerke Europas noch im vergangenen Jahrhun dert in Schweden entstanden, und zwar in enger Verbindung mit den Museen, im besonderen mit dem Freilichtmuseum Skansen. Dr. Jacob v. Falke hat bei der Pariser Weltausstellung 1867 schwedische Trachten kennen- und bewundern gelernt. Es war ein Anliegen Falkes, darzulegen, daß die Produkte der Hausindustrie (= Volkskunst) für das Kunstgewerbe nutzbar gemacht werden können. Bernward Deneke^" zitiert einen Hinweis J. v. Falkes,^' daß seine Anregungen anläßlich einer ausgedehnten Schwedenreise „alsbald aufgegriffen wurden, besonders nahm sich ein Verein von Damen, Handarbetets-Vänner, der Aufgabe an, den Besitz des Landes an textilen Mustern für die moderne Handarbeit zu verwenden". Die meisten Heimatwerke wurden entweder direkt durch die Initiativen, die von den lokalen Museen ausgegangen sind, gegründet oder stehen in engeren (jetzt allerdings häufig auch loseren) Kontakten, das ist durch die jeweilige persönliche Konstellation bedingt, mit ihnen in Verbindung. Beispiele für Osterreich: Graz: Prof. Geramb; Innsbruck: Dir. Dr. Ringler und Bauernbund; Linz: Prof. Dr. Lipp; Klagen furt: Hofrat Dr. Koschier; Wien: Prof. Dr. Grünn; Salzburg: Tobi Reiser sen. und Dir. Dr. Prodinger; Bregenz: Kammeramtsdirektor Dr. Bechter und Dir. Dr. Rach bauer; Eisenstadt: Mag. phil. Lunzer; der Verfasser dieses Aufsatzes hat vor 40 Jah ren am Volkskundemuseum in Wien studiert und seine Berufslaufbahn am Landes museum in Linz begonnen. " Franz Lipp, Angewandte Volkskunde als Wissenschaft, in: Festschrift für Viktor v. Geramb, Graz, Salzburg, Wien 1949, Sonderdruck, S. iff. " Das Heimatwerk in Österreich, Idee und Gestalt. Hrsg. Kuratorium österr. Heimatwerk, Wien 1981, §§ 2.1 bis 2.13. " Deneke, a.a.O., S. 144. " Falke, a. a. O., S. 285 f.
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