OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 2

auch die Wurzeln der Gewerbe- und späteren Wirtschaftsförderungsinstitute zurückreichen und der durch sein eigenes Beispiel eine volkstümliche Kulturpflege und Volksbildungsarbeit betrieb. Durch seine Hofmaler ließ er das zeitgenössische Volksleben dokumentieren, und in den durch ihn geförderten Sammlungen von Kunstwerken und gediegenen Handwerkserzeugnissen schuf er die Grundlage für eine wissenschaftliche Museumsarbeit und zugleich Mustersammlungen für die Ausbildung von Handwerkern. Gewiß stand er damit nicht alleine; er kannte die Bestrebungen zur Dokumentation der Volkskultur in Salzburg; in wirtschaftlicher Hinsicht war er sicherlich auch beeinflußt durch den sich anbahnenden Deutschen Zollverein, durch Entwicklungen in Frankreich und England, doch hatte er eine für seine Zeit außerordentliche Strahlkraft. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden, besonders von England kommend, bereits die Wirkungen der industriellen Massenproduktion spürbar, und vielleicht ahnte man auch schon die positiven und die negativen Folgen eines erleichterten Weltverkehrs, der für den Transport der neu entstehenden Warenmen gen und für eine breitflächige Handelstätigkeit zwangsläufig kommen mußte. All dies hatte bereits damals schon eine Verflachung, ja auf einzelnen Gebieten einen Niedergang des handwerklichen Könnens durch die Vereinheitlichung der industri ellen Massenware auch einen Niedergang des Geschmackes zur Folge. Verantwor tungsvolle und weitsichtige Persönlichkeiten suchten diesen Entwicklungen gegen zusteuern; der Durchbruch kam dann um die Mitte des Jahrhunderts fast mit der gleichen Macht, wie sich die Industrieproduktion zu entfalten begann. Den Anfang machte England. Es waren die großen Gewerbe- und schließlich die Weltausstellun gen, die vieles bewirkten, die zum ersten Male die teilnehmenden Nahonen und Staaten miteinander konfrontierten, die ihre Stärken und Schwächen in wirtschaftli cher und kultureller Hinsicht aufzeigten. „Die Idee einer Weltausstellung ist durch den Prinzen Albert ins Leben gerufen worden; einem Mann, der um die praktische Durchführung der Probleme der modernen Givilisation im allgemeinen und in Eng land speziell sich verdient gemacht hat wie kaum ein anderer in diesem Jahrhun dert. . y Die erste Weltausstellung fand 1851 in London statt. Es zeigte sich dabei, daß England wohl mit seiner industriellen Massenproduktion führend war, auf allen Gebieten des Geschmackes und der gediegenen Handwerkskunst jedoch wenig zu bieten hatte; ein gleiches Vakuum wiesen auch die meisten anderen teilnehmenden Staaten mit Ausnahme von Frankreich auf. Alles blickte daher mit Respekt und wohl auch mit ein wenig Neid, aber mit vielen guten Vorsätzen, diese Situation zu ändern, auf die französische Ausstellung. „Und hier knüpft der Werth der ersten Weltausstellung an, wie unvorbereitet sie die Welt auch getroffen. Man prüfte jetzt und suchte die Bedingungen, unter denen ein Industrieproduct auf dem Weltmarkte Rudolph Eitelberger v. Edelberg, Die österreichische Kunstindustrie und die heutige Weltlage, Wien 1871, Zitat aus: Carl Th. Richter. Darstellung der Wirksamkeit der Museen für Kunstgewerbe, in: Of fizieller Ausstellungsbericht.., (Wiener Weltausstellung 1873), Wien 1874, S. 16.

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