OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 2

Das Verlangen „zurück zu den Quellen" bedeutet nicht nur ein Selbstbesin nen, eine ständige Erneuerung und ein zukunftsweisendes Kraftelexier für die gro ßen Erscheinungen innerhalb der Menschheitsentwicklung wie die Religionen oder gerade jetzt unsere gesamten ökosozialen Wirtschaftsstrukturen; dieses Selbstbesin nen, dieses Forschen nach der eigenen Vergangenheit ist auch für jede kleinste Gemeinschaft wichtig, wenn sie nicht von den Banalitäten des ständig wechselnden Alltags hinweggeschwemmt werden soll. Es geht dabei immer wieder um die Bestimmung des Standortes und um den Blick für die Zukunft im großen und im kleinen, auch im Heimatwerk!^ Wir wollen daher versuchen, unseren Eisprüngen in den allgemeinen wirtschaftlichen und kulturellen Strömungen, besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nachzugehen und einzelne Voraussetzungen aufzeigen, die schließlich in Österreich, allerdings erst im 20. Jahrhundert (1934/1935 und nach 1945), zur Gründung der Heimatwerk-Organisationenin den Bundeslän dern geführt haben - ohne dabei, und dies sei ausdrücklich betont, den Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen.^ Entwicklungen haben selten eine Ursache alleine, meistens wirken mehrere Komponenten, die auch in zeitlicher Hinsicht weit voneinander getrennt sein kön nen, zusammen. Eine davon wurzelt sicher in der Aufklärung des 18. Jahrhunderts, im Merkantilismus, in den Bestrebungen aufgeklärter Monarchen um eine Verbes serung der wirtschaftlichen Umstände ihrer Völker, um eine Hebung von deren Schulbildung und deren Kultur. Bei uns waren es die Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn Kaiser Joseph II., die sich z. B. um die Verbesserung der Lebensumstände des Bauernstandes, der kleingewerblichen Erzeugerbetriebe, der Holzarbeiter und Knappen des Salzkammergutes und der oberösterreichischen Weber annahmen und die durch Gewährung von Debutaten und Einrichtung einer zentralen Verkaufsstelle in der Linzer Wollzeugfabrik den Absatz von Textil- und Holzwaren in weiten Teilen der Monarchie und darüber hinaus in den Ländern donauabwärts förderten.^ In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die umfangreiche Tätigkeit des „steirischen Prinzen" Erzherzog Johanns beispielgebend, auf den unter anderem S. u. a.: Franz C. Lipp, 25 Jahre danach - und die Zukunft vor uns, in: 25 Jahre OÖ. Heimatwerk, Fest schrift, Linz 1977, S. 23 ff. Franz Koschier, Lebendige Tradition, 25 Jahre Kärntner Heimatwerk, Kla genfurt 1978. Grundlegende Literatur: Alois Riegl, Volkskunst, Hausfleiß und Hausindustrie, Berlin 1984, Reprint mit einem Nachwort von Mohammed Rassern, Mittenwald 1978; Bernward Deneke, Die Entdeckung der Volkskunst für das Kunstgewerbe, in: Zeitschrift für Volkskunde, 60/1964, S. 168ff.; Bernward Deneke, Volkskunst und „Stilwende", in: Von Morris zum Bauhaus, eine Kunst, gegründet auf Ein fachheit, Hrsg. von Gerhard Bott, Hahnau 1977; „100 Jahre österreichisches Museum für Angewandte Kunst, Kunstwerke des Historismus." Ausstellungskatalog, Wien 1964, Während des Zweiten Welt krieges entstanden in den damaligen „Gauen", wie unsere österreichischen Bundesländer nun hießen, auch Heimatwerke, die aber nach 1945 wieder verschwunden sind. ' Gertraud Liesenfeld, Viechtauer Ware. Studien zum Strukturwandel einer Hausindustrie in Ober österreich..., Wien 1987, S. 44; Dora Heinz, Linzer Teppiche. Zur Geschichte einer österreichischen Teppichfabrik der Biedermeierzeit, Wien 1955.

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