OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 2

Innviertier Landlermelodie für Flügelhorn (Trompete). seilten, die nun abwechselnd mit kontrapunktierenden Weisen zu den durchlaufen den Streichern dazutreten und pausieren. In den Handschriften sind immer ganze Landler-Partien (von 3 bis 60) in einer Tonart zusammengefal3t, die dann - nach dem Wunsch der Tänzer, die ja auch gleichzeitig Sänger der Vier- oder Achtzeiler sind - aufgespielt werden. Mit Aus nahme des „Umigeigens" wird kein Tonartwechsel während eines Landlertanzes vorgenommen. Uberraschend vielfältig ist der Tonartenbereich an sich. Von As-Dur ange fangen findet man den Quintenzirkel entlang Landler-Parhen bis H-Dur! Die mei sten Handschriften sind in einer Primo- und einer Sekundostimme überliefert. Die Primostimme ist die Hauptstimme, die grundsätzlich mit dem Grundton schließt; aber beileibe nicht immer ist sie die höhere Stimme! Etwa die Hälfte aller Landler wird vom Sekundgeiger mit einer Überstimme begleitet, etwa vierzig Prozent mit einer Unterstimme, beim Rest wechselt er in der Mitte oder ständig zwischen Überund Unterstimme. Allen Sekundostimmen ist der Abschluß auf der Terz gemeinsam - mit der bemerkenswerten Besonderheit, daß auch im Falle einer Unterstimme der Schlußton selbst und vielleicht noch der vorletzte dazu in neunzig Prozent Häufig keit über die Hauptstimme geschlagen wird. Musikalisch und geigentechnisch interessant ist auch der Zusammenhang zwischen dem Lagenspiel und der musikalischen Gestalt. Fast durchwegs liegt je eine Landlerweisein einer bestimmtenLage, wo sie sich über zwei bis vier Saiten entfalten kann. Ein heutiger ausgebildeter Geiger würde vielleicht mit Lagenwech seln sein Glück versuchen, bei näherer Beschäftigung jedoch den Vorteil dieser Tech nik bald erkennen. Zur Kennzeichnung der Lagen verwendete man meist die Abkür zungen „h. A." (halbe Applikatur) für die zweite Lage und „g. A." (ganze Applikatur) für die dritte Lage am Beginn der Notenzeile. Der Baß, der nie notiert ist, folgt einfachen Regeln: Zum Beginn jedes Taktes erklingt der jeweilige Grundton des Akkordes, der dann durchgehalten und auf „drei" neuerlich betont wird; oder mit Ab- und Aufstrich auf „eins" und „drei" gestri chen wird, abwechselnd mit bloß einem Ton pro Takt. Auch kleine Baßgänge, meist nur über einen Takt, sind üblich.

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