Der Landler Von Volker Derschmidt Wenn hier vom Landler die Rede sein wird, dann muß zuerst dieser Begriff ab- und eingegrenzt werden, damit man weiß, wovon man spricht. Früher herrschte hier ein heilloses Durcheinander, weil alles, was irgendwie dreivierteltaktig-dreiklangbrechend sich über acht (oder 16) Takte fortspann, wahllos - je nach Dialekt freundlichkeit - Ländler oder Landler genannt wurde. Wobei zu bemerken ist, daß noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Umlaut-A gerade das Zeichen für helles A war, siehe die alte Schreibung von Graz: Grätz! Also meinte man wirklich keinen Unterschied. Was unsere heutige Zeit betrifft: Heute muß alles in ein bestimmtes Schema passen. Man ist daraufgekommen, daß es da gewisse Untergruppen gibt, die sich choreographisch oder musikalisch unterscheiden lassen. Deshalb hat man sich ge einigt, für wissenschaftliche Zwecke zu unterscheiden: Ländler ist als Gattungsname der Oberbegriff, unter dem sich eine Auffäche rung in Almerische (Steirer, Wickler, Schuhplattler) und Landkr(ische) festlegen läßt. Mit Landler meint man also nur mehr den in und um Oberösterreich verbreiteten Figurentanz, der durch besondere Schritte und Beinfiguren und Betonung der (Burschen)gemeinschaft gekennzeichnet ist, im Gegensatz zum Steirer, bei dem das Schwergewicht auf Armfiguren mit Werbecharakter liegt. Aus einer Art Urlandler oder Stammlandler, der vielleicht in der Bezeich nung Stoanlandler noch anklingt, hat sich eine Vielfalt von Untergattungen entwikkelt: In Oberösterreich selbst hat jedes der „fünf Viertel" seinen charakterishschen Landler: Hausruckviertier, Traunviertler, Mühlviertler, Innviertier und Salzkammer gut-Landler. Die Landler der angrenzenden Gebiete korrespondieren jeweils mit der entsprechenden oberösterreichischen Nachbarform, so - im Uhrzeigersinn - der steirische und salzburgische Anteil am Salzkammergut, Niederbayern, Bayerischer Wald, Böhmerwald, Waldviertel, Ybbsfeld, Mostviertel. Sehr interessant sind dann noch die etwas entfernteren „Ableger", die noch rechtzeitig aufgezeichneten Sprach inseltänze „Neppendorfer Landler" von den Landlern(!) in Siebenbürgen und der „Landler aus Deutsch-Mokra" an der russischen Grenze, wo viele Holzknechte aus dem Salzkammergut angesiedelt worden waren, und - die „Wiener Tanz'", die aller dings ihren getanzten Anteil verloren haben, weil sie ja von oberösterreichischen Landlergeigern, den „Linzer Geigern", auf dem Wasserweg in die Vorstadtwirtshäu ser gebracht wurden, wo die Bevölkerung tänzerisch damit nichts anfangen konnte und sich daher aufs Nur-mehr-Zuhören verlegte oder bestenfalls rund tanzte.
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