OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 2

Man geht gewiß nicht falsch in der Annahme, daß die letzte, verfängliche Uberschrift - obwohl vom Zensor offenbar übersehen - schließlich der Grund für das baldige Auslaufen war. Mit Metternichs oberster Polizei- und Censur-Hofstelk unter ihrem Präsidenten Josef Graf Sedlnitzky war keinesfalls zu spaßen,"" und so brachte erst fJaslingers Witwe (1846 und 1847) zwei Musikalien „Zwickerls" an die Öffent lichkeit. Die Titel: Die Alpenhlümeln und Columhus, Weltumsegler. Neue Ländler. Kaum jemandem ist bekannt, daß bei Tobias Haslinger auch die ersten ech ten Wiener Lieder erschienen sind. Waren zur Ära Steiners hauptsächlich die zu Schlager mutierten „Theater-Gesänge" Wenzel Müllers oder Josef Drechslers aus den so beliebten und harmlosen Wiener Volksstücken in Mode, so schenkte Haslin ger auch jenen Liedern Interesse, deren Ursprung nicht die Bühne, sondern besten falls die „Pablatschen" in den Vorstadtwirtshäusern oder gar das Pflaster der Hinter höfe gewesen ist. Als Herausgeber der Wiener Local-Gesänge (1839) von Johann Bap tist Moser wird er zum Begründer eines traditionsreichen Zweiges des Wiener Ver lagswesens, der bis in unsere Tage blüht und ständig neue Früchte trägt. J. B. Moser, sein richtiger Name war Müller, gilt als Reformator des Wiener Volkssängerwesens. Sein erklärtes Ziel, die Abschaffung des bettelnden Harfenistentums, den Ersatz der Harfe durch das Klavier und die Einführung von fixen Eintritts geldern anstelle des Absammelns, konnte er 1829 durch die Gründung einer eige nen Gesellschaft in die Tat umsetzen."^ Nur die Ausrottung der Zote, eines seiner dringlichsten Anliegen, ist ihm nie vollends gelungen. Waren ihm auch die eindeuti gen Texte seiner Kollegen ein Greuel, so hatte er gegen Zweideutigkeit, in der er offenbar einen moralischen Fortschritt erblickte, nicht unbedingt etwas einzuwen den. So lautet beispielweise die vorletzte Strophe eines seiner bekanntesten Lieder Der Herr von Hecht folgendermaßen: Er geht auf allen Wegen, er geht auch d'Wäsch z'ammlegen, er geht auch achtungsvoll mit meiner Frau auf d'Roll. Und stell' ich mich bescheiden, als wollt' ich das nicht leiden, daß er sich auf der Roll' statt meiner plagen soll, so sagt er gleich: Ich bitte recht, sie sein a schwacher Mann! Mit ihnen rollt die Frau sich schlecht, sie tauchen z'wenig an. No, das ist doch nicht schlecht vom braven Herrn von Hecht? Vom lieben, vom guten, vom braven Herrn von Hecht 1^°^ 100 Vgl Tuschner, a. a. O., S. 7. "" Josef Koller, Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit, Wien 1931, S. 10. Josef Koller, a.a.O., S. 20.

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