OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 2

Fanden die Ausgaben sogenannter ernster Musik aus dem Hause SenefelderSteiner-Haslinger^^ in diversen Publikationen ihren Niederschlag, so wurde das über aus reichhaltige Programm an Tanz- und Unterhaltungsmusik bis auf die unüber sehbaren Meisterwerke der Familie Straul? eher verschämt behandelt. Mancher Fehlschlul? auf dem Gebiet der Walzer-Forschung geht auf diese einseitige Betrachtungs weise zurück. Gottlob macht das beinahe lückenlose Verlagsverzeichnis - es umfal3t über 15.000 Ausgaben®^ - der unseligen Behauptung ein Ende, daß der Walzer aus dem Deutschen Tanz hervorgegangen sei. Schon 1804 erscheinen laut S. A. Steiners Verzeichnisse des Verlags aus dem Jahre 1812®® Walzer für zwei Violinen und Baß von Anton Hasenhut. Derselbe tritt auch mit Ländlern - ebenfalls in Linzer-GeigerBesetzung - hervor. Dasselbe Jahr beschert uns eine WaJzerfolge von Franz Pechatschek (op. 56) gar in Ausgaben für Orchester, Pianoforte und zwei Geigen mit Kon trabaß. Bis 1812 erscheinen insgesamt 21 Tanzkompositionen Pechatscheks, darun ter nur eine einzige Folge von Deutschen Tänzen (PL Nr. 926). Im großen und gan zen kann gesagt werden, daß sich Deutsche und Walzer gemäß Steiners Editionsli sten im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts mengenmäßig die Waage halten. Das Menuett tritt nur mehr vereinzelt auf und wird uns vor allem durch Tonsetzer der älteren Generation, wie etwa Johann Nepomuk Hummel oder den Linzer Domka pellmeister Johann Baptist Schiedermayer, gegenwärtig. Interessante Zeugen des Zeitgeschmacks sind die Tanzausgaben für sechs- bis neunstimmige Harmoniemu sik, dieser beliebten Bläserbesetzung für Promenadenkonzerte und andere Freiluft veranstaltungen. Konradin Kreutzer, der Komponist des „Hobellieds" für Raimunds „Verschwender", hat 1808 6 Walzer und 6 Trios für 6-stimmige Harmonie beigesteuert. Unter den Tänzeschreibern waren neben Hasenhut und Pechatschek vor allem Josef Faistenberger und Josef Wilde dem Walzer verpflichtet. Letzterer veröffentlichte 1821 auch Ober-Österreichische Ländler für 2 Violinen und Baß. Auch Michael Pamer ist bei S. A. Steiner mit zwei Werken vertreten: 12 neue Wiener Walzer, welche hei den am Minoriienplatz abgehaltenen Gesellschaftsbällen mit Beyfall aufgeführt wurden.^^ Das war 1816, und 1823 erschien sein praktikabler historischer Rückblick: Die Tanzmusik, wie sie war, Menuett und deutsche Tänze.'^° Diese Reminiszenz Pamers dokumentiert klar den Siegeszug des Walzers vor Lanner und Strauß (Vater) und widerlegt darüber hinaus eindeutig die Erinnerungen des „Schönen Edi", wie Eduard Strauß von den Wienern allgemein genannt wurde.'^ Wie wir sehen, begann bereits S. A. Steiner mit der Veröffentlichung von Tanzkompositionen und trug damit dem Bedürfnis jenes Teiles der Wiener BevölkeAlle Angaben über die Veröffentlichungen der Firma begründen sich auf A. Weinmanns „Vollständi ges Verlagsverzeichnis", siehe Anmerkung 84, es wird daher fallweise von einer Zitierung Abstand genommen. Siehe Faksimile, ebenda, Bd. 1, Tafel III. Ebenda, S. 6. Ebenda, S. 143. Ebenda, S. 212. Strauß, a.a.O., S, 12.

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