gewesen zu sein, geht doch auf ihn die seinerzeit in Wien vertretene Ansicht zurück, daß die Lithographie für den Notendruck wenig brauchbar sei. Mehrfach scheint er als Wortführer gegen das neue Druckverfahren und als Verfasser von Eingaben gegen Gesuchsteller um Erteilung von Privilegien für den Steindruck in Wien auf.®^ Als sein ausschließliches Privilegium 1813 abläuft und in eine einfache Gewerbebefugnis übergeht, legt Steiner auch diese endlich 1821 zurück und verkauft die Pressen und ca. 6.000 (!) Steine dem Lithographischen Institut. Seine beinahe boshafte Kurzsich tigkeit hat nicht nur die Entwicklung der Lithographie in Wien um Jahre verzögert, sie war auch der Grund dafür, daß Tobias Haslinger - obwohl Inhaber einer Groß druckerei -, als er sich mit dem begabten Porträtisten Josef Kriehuber zusammentat, um lithographierte Bildnisse Wiener Tonsetzer auf den Markt zu bringen, den Druck außer Haus - etwa bei Höfelich - durchführen lassen mußte. Bevor auf die ertragreiche Beziehung des Hauses zur leichten Musik näher eingegangen wird, sei die weitere Firmengeschichte kurz erörtert. Haslingers euro paweiter Erfolg, der gewiß auf seine freundschaftlichen Kontakte mit den berühmte sten Meistern seiner Zeit und deren Edition zurückzuführen war, brachte ihm 1830 die Ernennung zum k. k. Hof-Kunst- und -Musikalienhändler ein. Eine seltene Aus zeichnung wurde dem Oberösterreicher und Ehrenbürger der Stadt Wien durch die Ehrenmitgliedschaft der Königlich Schwedischen Akademie der Musik in Stock holm zuteil. Als er plötzlich am 18. Juni 1842 im besten Alter von 55 Jahren starb, führten die Hinterbliebenen - Haslingers Witwe und Sohn - die Firma ganz im Sinne des Verstorbenen und erfolgreich wie ehedem weiter. Nach dem Tod von Caroline Haslinger am 24. März 1848 wurde der Sohn Carl alleiniger Inhaber und firmierte fortan unter Carl Haslinger quondam Tobias. Bereits der Vater hatte den Firmensitz vom Paternostergäßchen nach Graben 618 verlegt; ab 1843 befand sich das Geschäftslo kal am Kohlmarkt 281, von wo es 1883 in die Tuchlauben 11 übersiedelte. Nach dem Tod Carls (1868) führte seine Witwe Josephine den Betrieb vorerst weiter und ver kaufte ihn 1875 an den Berliner Verlag Schlesinger-Lienau. Infolge der Weiterfüh rung durch den neuen Besitzer als Doppelfirma bis 1945 blieb der alte Firmenname Carl Haslinger quondam Tobias bis in unser Jahrhundert hinein erhalten.®" Carl Haslinger stand seinem Vater bezüglich kaufmännischer Geschicklich keit und musikalischer Begabung keineswegs nach. Schon zu Tobias' Lebzeiten tat er sich als Komponist wie auch als Arrangeur zahlreicher zum Druck eingereichter Werke hervor. Carl Cerny war sein Klavierlehrer; das Komponieren erlernte er bei Ignaz von Seyfried, der auch Vater Strauß zu seinen Schülern zählen durfte. Laut einem Zitat Alexander Weinmanns aus Mendels Musik Konversations Lexikon tragen alle Sätze der durch Carl Haslinger verlegten Orchesterausgaben der Familie Strauß seine Handschrift.®® " Vgl Tusctiner, a.a.O., S. 13f. ®'' Siehe Alexander Weinmann, Vollständiges Verlagsverzeichnis Senefelder-Steiner-Haslinger, Mün chen - Salzburg 1979-1983, Bd. 3, S. VII. Vgl. A. Weinmann, Tobias Haslinger, in: MGG, Bd. 5, Sp. 1767.
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