Tobias Haslingers - die Bausubstanz reicht bis ins Hochmittelalter zurück - zählt heute zu den wertvollsten historischen Bürgerhäusern Bad Zells und befindet sich jetzt im Besitz der Familie Pleimer, die dort die wohlgepflegte Gaststätte Zum Färherwirt führt und deren Vorfahren ebenfalls in diesem Haus das Schank- in Verbindung mit dem Färbergewerbe ausgeübt haben/® Die Fassade beherbergt seit 1992, dem 150. Todesjahr Haslingers, eine Gedenktafel mit seinem Porträt und der Inschrift: In diesem Haus kam am 1. März 1787 der bedeutende Musikverleger Tobias Haslinger zur Well. Er starb am 18.]uni 1842 in Wien Einer schicksalhaften Fügung zufolge war der Knabe nicht dazu ausersehen, das Färberhandwerk zu erlernen, wie es die Familientradition erfordert hätte; viel mehr durfte er beim Linzer Domkapellmeister Franz Xaver Glöggl neben seiner Ver wendung als Sängerknabe eine gründliche musikalische Lehre absolvieren, die neben dem Erlernen nahezu aller damals gebräuchlichen Instrumente mit einer umfassenden theoretischen Ausbildung verbunden war. Haslingers Lehrmeister war als Sohn des Linzer Stadttürmermeisters und späteren Musikers am Wiener Hof theater, Joseph Glöggl, mit Abstand das bedeutendste Mitglied einer rührigen Musi ker-Dynastie, und so war er, der ursprünglich das Amt des Stadttürmers von seinem Vater übernommen hatte, in den folgenden künstlerischen Funktionen überaus erfolgreich tätig; Domkapellmeister zu Linz, Leiter des Linzer Theaterorchesters, Impressario desselben Theaters, Dirigent des Konzertvereins (damals „Linzerische Musik-Liebhaber-Gesellschaft"), Kapellmeister der Linzer Bürgergarde, Gründer der ersten Linzer Chorvereinigung sowie der ersten privaten Musikschule. Nicht zuletzt eröffnete er 1801 eine Musikalien-Leihanstalt, der er ab 1803 eine Musik-, Kunstund Instrumentenhandlung anschloß, in welcher Tobias Haslinger nach dem Mutie ren eine Ausbildung zum Buchhändler erhielt. Nach der Schließung der Glögglschen Firma (1807) trat Haslinger in F. Eurichs Buchhandlung ein und kümmerte sich dort ausschließlich um das Musiksortiment. Daneben war er in Linz als Orchester musiker tätig. Das Musikarchiv des Stiftes Kremsmünster verwahrt das Stimmen material zu Portogallos Oper „Die zwey Bucklichten". Im Jahre 1804 wurde das Noten material nach Linz ausgeliehen, wo sich der Paukist Tobias Haslinger gelegentlich einer Auffüh rung am 9. August in seiner Stimme verewigte.'''^ Da sich Haslinger zum Komponisten berufen fühlte,®® ging er, wohl der bes seren Möglichkeiten wegen, 1810 nach Wien, wo er zuerst in die Buchhandlung der ™ Die Nachricht verdanke ich Herrn Franz Pleimer, Bad Zell, Kurhausstraße 10. " Kellner, a. a. O., S. 564. Vgl. Otto Biba, Tobias Haslinger (1787-1842), Unternehmer und Promotor in Sachen Musik, in: Blickpunkte, Kulturzeitschrift Oberösterreich, Jg. 42, H. 2, 1992.
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