Erstausgabe erschien erst 1926 bei Franz Fiezinger in Linz für Klavier, und ihre Titel seite trägt den traurigen Hinweis: Schwer verwundet in der 8. Isonzoschlacht in italienische Kriegsgefangenschaft geraten. Erlag als Austauschinvalide nach Brünn zurückgekehrt den Folgen seiner Verwundung. Ein interessanter Hinweis auf die Vergangenheit Lanners und Strauß' als „Linzer Geiger" findet sich in einer handschriftlichen Aufzeichnung Karl Magnus Kliers im Archiv der Stadt Linz. Als Beilage zum „Hans Jörgel von Gumpoldskirchen" erschien Anton Langers Volksroman Die Kassierin vom silbernen Kaffeehaus. Im Heft 3 des Jahres 1871 entdeckte der Forscher die folgende Stelle: Lanner... gab das Versprechen, ganz sicher heim „Weißen Kreuz" zu erscheinen und nicht nur seine neuesten Walzer vorzutragen, sondern auch im Verein mit seinem Primgeiger Strauß „Linzer Tanz" zu spielen, welche zumeist Improvisationen sein würden, ein Compositions-Genre, in welchem Lanner das Großartigste leistete. Tobias Haslinger (1787-1842) als Verleger der Wiener Volks- xmd Tanzmusikszene Alltäglich gegen elf Uhr hielten Wiens Tonsetzer und Musikfachleute im Kontor der Kunst- und Musikalienhandlung des Tobias Haslinger im Paternostergäßchen eine „Komponistenversammlung" ab. Beethoven, Weigl, Seyfried und andere Persönlichkeiten des biedermeierlichen Wiener Musiklebens nutzten die freundliche Atmosphäre im eleganten Gewölbe Haslingers zu einem Austausch der hierorts so wichtigen musikalischen Tagesneuigkeiten sowie zur Anbahnung man cher geschäftlicher Verbindung. So geschah es eines Tages, daß ein untersetzter jun ger Mann mit Brille das Lokal betrat und den Diskurs der Gesellschaft aus respekt voller Entfernung mit Andacht und Interesse verfolgte. Einer der Teilnehmer erkun digte sich beim Geschäftsinhaber, wer denn der unbekannte „Enthusiast" denn über haupt sei? Haslinger meinte trocken, in unverkennbar oberösterreichischem Tonfall: Ah - Schubert hoast a, der kimmt olle Dam laung amoi eina. Diese Anekdote verdanke ich meinem Kollegen Peter Schneeberger, Kom ponist und Musikschulleiter in Grieskirchen. Er gab sie zum besten, als ich ihm vor etwa zwei Jahren eine soeben entdeckte Handschrift der Haslingerschen Gesänge für die Jugend gezeigt hatte. Die Glaubwürdigkeit der Geschichte scheint ihren sogenann ten „wahren Kern" um einiges zu übertreffen. Die vormittäglichen „Cercles" bei Has linger sind historisch verbürgt,und auch als Komponist war der vielseitig begabte Musikverleger damals bei weitem bekannter als Franz Schubert, der auf die Aner kennung durch einen engsten persönlichen Freundeskreis angewiesen war. Auch die sprichwörtliche Schüchternheit des Liederfürsten ist nicht unbekannt. Immerhin erwachte durch diese prägnant-heitere Gharakterisierung des Mühlviertier „Selfma demans", der durch Fleiß und unkonventionelle Ideen zum bedeutendsten und wohlhabendsten Musikverleger im Wien des Vormärz aufgestiegen war, der Wunsch, mehr über sein Leben und Schaffen in Erfahrung zu bringen. Schönherr - Reinöhl, a.a.O., S. 21. Siehe auch Karl Kobald, Beethoven, Wien 1927, S. 95.
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