Strauß nur am Rande zu tun. Maßgeblich für den Aufstieg Österreichs zur „WalzerMonarchie" war wohl seine Vorsitzfunktion im Deutschen Bund ab 1815. So ist der Nachkomme des Landlers in die Gilde der höfischen Tänze aufgestiegen und hat als deren Primus der Donaumonarchie bis zuletzt - ein Jahrhundert lang - ein festlich beschwingtes Gepräge verliehen. Selbst die Bühne des K.K. Hof-Operntheaters hat sich der Walzer erobert. Am 16. Jänner 1885 fand dortselbst die Erstaufführung des Ballett-Divertissements Wiener Walzer statt, welches der Ballettmusikdirektor des Hauses, Josef Bayer, arrangiert hatte. Dieser Premiere sollten bis 1918 nicht weniger als 510 weitere Aufführungen folgen.^^ Bevor ich mich nach dieser politisch-musikalischen Exkursion wieder den Linzer Tänzen widme, seien - gleichsam zur Bekräftigung meiner Darlegungen - drei Strophen eines Liedtextes von Josef WeyP" zur Diskussion gestellt. Das Autograph aus dieser Zeit um etwa 1860, es stammt vom ehemaligen Konviktskollegen Franz Schuberts, Benedikt Randhartinger, zeigt folgende Überschrift; Andenken der Rückkehr aus London, gedichtet von ]. Weyl. Seinem Freunde Friedrich EhrhahF'^ in Musik gesetzt von B. Randhartinger, 1. k.k..V Hofkapellmeister. Für deutsche Kunst als wackere [sie!] Streiter rief Dich der Ehrgeiz in die Schranken, erprobte Kraft war Dein Begleiter, ihr haben wir den Sieg zu danken. Haß laut am fernen Strand verkündet ein Evangelium der Geister, ruhmvolle Zukunft die begründet Du thatenkräft'ger deutscher Meister! Rein, hell und stark scholl Deine Waffe, ihr Klang hat starres Eis gebrochen, Kabale, Englands Lieblingswaffe, hat sich vor solchem Schall verkrochen. Weyls Gedicht symbolisiert den nahezu nahtlosen Übergang vom österrei chischen Deutschtum im Vormärz zum Nationalismus großdeutscher Prägung nach 1848, der allerdings der Politik des Habsburger-Kaiserhauses zuwiderlief und auf strikte Ablehnung stieß. " Wilhelm Beetz, Das Wiener Opernhaus 1869-1945, Zürich 1949, S. 196 ff. Josef Weyl verfaßte im Auftrag des Wiener Männergesangsvereins den ersten, alsbald verworfenen Text zu J. Strauß' (Sohn) op. 314 (An der schönen blauen Donau). Die Gattin des Wiener Klavierfabrikanten Friedrich Ehrbar, Maria, war eine Tochter Benedikt Randharhngers.
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