gewalzt wurde. Gerade die Titel vieler volkstümlicher Kompositionen des Wenzel Wawra, der immerhin in monastischen Diensten stand, sind feinste Indikatoren für die politischen Strömungen jener Zeit. Unter anderem entstammen folgende Werke seiner Feder: Deutsche Messe, Deutsche Seelenmesse, Die Hoffnung der Landwehr [Singspiel], 's Land! bleibt han Osterreich, Marsch mit Kriegslied 1809, Vaterländisches Lied, Ich bin ein deut scher füngling [Marsch] und nicht zuletzt vier „Deutsche Tänze"H Letztere waren sicher lich nicht für den Ballsaal gedacht, sondern dienten der Hofkapelle des Stiftes im Rahmen ihrer Konzerte oder sonstigen repräsentativen Aufgaben. Dies scheint ein wichtiges Indiz für die Stellung des Deutschen unter den Tänzen zu sein, das bis in unsere Zeit Bestätigung findet, denn wohl finden wir den „Deutschen Tanz" in den Programmen der Interpreten klassischer Musik, doch wird der Walzer weiterhin dem Bereich der sogenannten U-Musik zugezählt, allen philharmonischen „Neu jahrskonzerten" zum Trotz. Die Rolle des Wiener Walzers als Vehikel für patriotische oder gar imperiale Inhalte blieb bis heute unbeachtet. Noch 1975 wundert sich Franz Endler in seinem Walzer-Buch über Franz Grillparzers Wortschöpfung Deutschwalzer im Text seiner Erzählung Der arme Spielmann: Ich habe den Ausdruck Deutschwalzer nirgend sonstwo gefunden. Doch Grillparzer ist musikalisch und ordentlich genug, um mir als Zeuge für die Wahrheit dieser Bezeichnung zu die nen. Es muß also eine Zeit gegeben haben, in der man den Ubergang vom Deutschen zum Walzer dadurch erklärte, daß man die Musik einfach einen Deutschwalzer nannte." 2)hHmod), öcu 18. Sännet 1860, ift .fiofbnll im f, f. Gfiemoiiien^Soale, um 4 ftcht Uhr 3l6cuti8. (t I ®ic ®Qmcn erfdjeincn in runben fileibern — ber niännlidje ^offtoat in Onln — ntle tihiigcn jum Etf^cineu berufenen |)erieu in Uniform ober (jeboctj nur in fo fern fu s und) i()£cni Staube iiid)l in hcm ^ntle fiub, eine Uniform jn trogen) im Stnntfiffeibc mit j ®egeu — bae iDiilitnr dI)uc gclbbinbc. ^ Sie ScIjH)cijert)Dfc ober unter bent EeremomemSaale, iinb md)t nnf iv ber SSrU'arift, nodj bei bem f^Worjen 91bler. % „Hof-Ansage" betreffend den Hoßall vom 18. Jänner 1860 im „k. k. Ceremonien-Saale". Sammlung Tuschner " Das Musikarchiv des Stiftes Kremsmünster beherbergt 36 Kompositionen Wawras, darunter die an geführten Werke, siehe Kellner, a. a. O., S. 626 ff. Franz Endler, Das Walzer-Buch, Wien 1975, S. 40.
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