OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 2

dichten, zu singen und also auch zu tanzen, galt im jungen österreichischen „Kaiser tum von Gottes Gnaden" geradezu als elitär und ehrenvoll. Besonders nach der unfreiwilligen Liquidierung des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" durch Franz II. (1806), dem Ende der nahezu tausendjährigen Institution, fühlte sich das Deutschtum in Osterreich mit einem Schlag seiner politisch-mystischen Heim statt beraubt; zudem lag die Verwaltung eines multinationalen Riesenreiches in den Händen einer deutsch-österreichischen Minderheit. Daher führten auch die durch Napoleons Großmachtpolitik erzwungenen Zustände - gleichsam als Kompensa tion des Reichs-, sprich Identitätsverlustes - zu einer Erstarkung des deutsch-natio nalen Bewußtseins. Auch die Künste unterstanden dem Einfluß dieser Mechanismen. So war bereits im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts, als die deutsch-französischen Beziehungen im Gefolge des „Ersten Koalitionskrieges" einen ersten Tiefpunkt erreichten, der „Deutsche Tanz" die konsequente Antwort auf das Menuett. Aber wie sein französisches Gegenstück hat auch er ein Trio; nur die melodischen Zutaten sind der bodenständigen Volksmusik entlehnt. Besonders zur Zeit der Napoleoni schen Kriege, da Patriotismus besonders gefragt war, konnte sich der Deutsche in den Programmen der Tanzkapellen etablieren, wenngleich im einfachen Volk lieber i7-x> c^uctl^a Anfangstakte einer Partitur zu „12 Deutschen Tän zen" mit Introduktion und Koda, von Wenzel Wawra 1791 in Kremsmünster komponiert. Musikarchiv des Stiftes Kremsmünster

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