Gemäß dem Motto „Dem Volk aufs Maul schauen" wurde bisweilen volkskundliche Feldforschung zu einem Instrument der staatlichen Aufsicht, während die fieimatpflege via „engagierter Volksbildner" indoktrinäre Aufgaben zu erfüllen hatte. Alles aber vollzog sich stets unter einer Tünche anspruchsvollster sittlicher Prinzipien, und es ist nicht auszudenken, was allein an Fülle alten Liedgutes - natürlich mitsamt den Texten - einem pseudowissenschaftlichen „Reinheitsgebot" für immer zum Opfer gefallen ist. Ganz in diesem Sinn meldet I8I9 ein mit der von Joseph von Sonnleithner angeregten Lieder- und Tänzesammlung befaßter Beamter aus Steyr an das Linzer „k. k. Landespräsidium": Übrigens war man wirklich nicht im Stande außer den eingesendeten Piecen nur zur Hälfte brauchbare Stücke zu erhalten, [...] da die Meisten bey den Tänzen abgesungenen Lieder unter aller Kritik sindP Gottlob ist nunmehr auch westlich der Enns eine neue Forschergeneration an der Arbeit, doch verstellen nach wie vor ethnozentrische Betrachtungsweisen die Sicht über eine „Demarkationslinie" im wahrsten Sinne des Wortes und damit auf wesentliche entwicklungsgeschichtliche Zusammenhänge. Einen lockeren Umgang mit ihrem volksmusikalischen Erbe pflegen hinge gen die Wiener. Die Lebensgeschichte ihrer musikalischen Lieblinge füllt unzählige Ausgaben Dutzender Autoren. Von Hans Weigel - er war ein Feind sogenannter :Ä-' ä m^- ■i-:, m m ■% 1 'i'mm . „Bridge of Linz" mit Floß, um 1840. Englischer Stahlstich nach .W M. Barlett, unzählige „Linzer Geiger" er spielten sich auf solchen Donauflößen eine Gratisfahrt in die Residenzstadt. Sammlung Tuschner ' Walter Deutsch, Materialien aus Oberösterreich in der Sonnleithner-Sammlung des Jahres 1819, in: Beiträge zur Volksmusik in Oberösterreich, Schriften zur Volksmusik, Bd. 6, Wien 1982, S. 67;
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