OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 2

Von den Lagertanks geht es heute über die Filterung zur Bierabfüllung. Bis ins 19. Jahrhundert wurde nur ungefiltertes Bier zum Ausschank gebracht, sog. „Zwicklbier", wie es heute noch heißt, wenn ein Brauereiarbeiter eine Probe vom „Zwicklhahn" am Lagerfaß nimmt. 1908 wurde in einer der größten und neuerungsfreudigsten Brauereien des Innviertels, der Rieder Genossenschaftsbrauerei, unter anderen technischen Verbes serungen der erste Bierfilter angeschafft. Zumeist bedingte bzw. ermöglichte eine Neuerung die andere. Schließlich konnte man mittels einer Bierpumpe das trübe Bier durch einen Filter pressen. Eine Form einer verbreiteten gußeisernen Filteran lage ist im LinzerBrauereimuseumaufgestellt.Sie bestehtaus vielen hintereinandergeschichteten Platten, in denen sich eine Filtermasse befindet, zu deren Reinigung und Wiederverwendung eine Waschmaschine nötig war. Heute wird die moderne Methode der Kieselgurfilterung angestrebt. Das durchsichtig klare Bier wird sodann vom Filter über einen „Verschneidbock" zur Abfüllung geleitet. Der Zweck dieses Gerätes ist, den Inhalt zweier oder mehrerer Lagerfässer oder Tanks zusammenzumischen, zu „verschneiden", um einen einheitli chen Biergeschmack und eine einheitliche Farbe zu erzielen. Das in den letzten Jahren zugunsten des Flaschenbieres rückläufige Faßbier hat die unbestreitbar längere Tradition. In vielen Brauereien des Innviertels blieb das Faß noch im 20. Jahrhundert das einzige Transport- und Ausschankgefäß. Flaschenbier „Man weiß nur, daß das in Flaschen abgezogene Bier in München um die Mitte des 18. Jahrhunderts auftauchte, die Flaschen aus rheinischen Glashütten bezogen wurden und sich danach erst bayerische Glashütten auf die Bierflaschener zeugung einrichteten. Die Landbrauereien ließen sich mit der Einführung der Bier flaschen Zeit.. In der Rieder Genossenschaftsbrauerei wird seit 1910 Flaschenbier abgezo gen; die Wirte hatten die nötigen Flaschen anfangs selbst beizustellen. Im Verlauf einer Gastwirtetagung 1928 in Schärding wurde eine Beschwerde gegen den Fla schenbierhandel, der überhand genommen hätte und die Gastwirte schädigte, ein gebracht. Die Brauerei Riegerting in Ried begann erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Produktion von Flaschenbier. Wie selten und wertvoll Flaschenbier bis zur Mitte unseres Jahrhunderts war, kann man an zeitgenössischen Diebstahlsberichten ersehen. Zumeist waren es Beschäftigte der Brauerei, die aus der eigenen Arbeitsstätte Flaschenbier kistenweise entwendeten, wie in Fillmannsbach oder 1931 in Schärding. Die Arbeit in der Flaschenabfüllerei ist seit der Einführung im Innviertel bis heute überwiegend Frauenarbeit. Die ersten Flaschenwasch- und -abfüllmaschinen " Paul Friedl, Das bayerische Bierbüchl. Grafenau 1977, S. 68.

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