Man kann den Innovationssprung von Stadt zu Stadt, dann in die Märkte und in die Landbrauereien verfolgen. Zum Beispiel wurde erst 1907 die Brauerei König in Fillmannsbach „auf Dampfbetrieb umgestellt und der 25 Meter hohe Kamin gebaut'D' Der hohe Backsteinkamin signalisierte ab nun Modernität und bessere Ren tabilität eines Braubetriebes. Viele der kleinen Brauereien, vor allem im oberen Innviertel, erlebten niemals die Phase des Dampfbetriebes. Die Voraussetzung für die frühe und langzeitliche Verwendung von Kohle in Innviertler Brauereien war der nahe Hausrucker Kohlenbergbau. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entfaltete sich dort eine rege Abbautätigkeit. Pferde und Fuhrwerke gab es bekanntlich in jeder Brauerei, und sie wurden zum Kohlenführen herangezogen. Die Herrschaft der Grafen Arco-Valley in St. Martin im Innkreis umfaßte sogar ein eigenes Braunkohlenwerk, aus dessen Erträgen im Jahre 1860 „21.643 Centner verkauft, der Rest per 7.000 Centner in den gräflichen Oekonomien, in den Brauereien zu Eberschwang, Aurolzmünster und St. Martin verwendet wur den", wie in den statistischen Berichten der Handels- und Cewerbekammer Ober österreichs für das Jahr 1860 zu lesen ist. 2. Maischen und Sieden Im Sudhaus, im Herzen der Brauerei, findet die eigentliche Bierbereitung statt, das Einmaischen, das Läutern und das Sieden. Bei ersterem wird das aufberei tete Malz im Maischbottich mit Wasser angemengt und mit einem Maisch- oder Rührscheit bewegt. Unter den verschiedenen Cerätformen zur Behandlung der Mai sche war in Oberösterreich das „Scheit" verbreitet, ein schmales, hohes Holzbrett mit Stiel, das durch zwei Längsfugen gespalten ist. Nach dem Vermengen des Malzes mit kaltem Wasser geht das Einmaischen weiter, „indem unter tüchtigem Maischen das siedende Wasser nur langsam aus der Pfanne vermittelst einer Rinne in den Bottich geschöpft oder laufen gelassen wird. Nachdem die Pfannenburschen die Rinne, mittelst welcher vorher das Wasser in den Bottich geschafft wurde, umgewendet, abschüssig gegen die Pfanne geneigt haben, wird von zwei oder vier Brauburschen mit den Schapfen die am Boden abgesetzte dicke Maischmasse aufgefangen und in die Rinne geleert, von wo sie von einem anderen Burschen mittelst einer Krücke in die Pfanne hinübergezogen wird."^^ Schaufel und Bierschapfen sind die verbreitetsten Brauersymbole. Aus einem Bot tich herausragend, findet man sie in Braugasthausschildern, sie bekrönen z. B. das schmiedeeiserne Gitter zur Braunauer Bräuerkapelle. Bierschapfen sind hölzerne oder kupferne Schöpfgefäße an einer langen Stange. Damit wurde die heiße Würze zwischen Maischbottich und Sudpfanne in Rinnen geschöpft und weitergeleitet. Michael Wilflingseder, Familie König in Filimansbach. Sonderdruck aus: Braunauer Heimatkunde. Heft 24, Braunau 1931, S. 49 ff. " Sedlmayr, Die Geschichte der Spatenbrauerei. S. 115 f.
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