OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 2

bald auch das für den Sommer bestimmte Bier während der Winterzeit bis späte stens März ein oder überhaupt erst in diesem Monat, um es dann in eigenen Kellern kühl zu lagern. Hierdurch entstanden für dieses Bier die das gleiche bedeutenden Bezeichnungen Sommerbier, Märzenbier und Lagerbier. Als man dann am Anfang des 19. Jahrhunderts begann, auch das Winterbier in der Brauerei selbst, wenn auch nur kurze Zeit, zu lagern, war für die auswärtigen Brauer jedes Bier der untergärigen Art ein,Lagerbier', und es entstanden auch außer halb Bayerns allmählich eine Reihe von ,Lagerbierbrauereien' und ,bayrischen' Brauereien."'^ Die Arten von Bier, die bis dahin im Innviertel erzeugt worden waren, waren das gemeine oder braune Bier, das Sommer- oder Märzenbier sowie das Weiß- oder Weizenbier. Als Brauhefe wurde ehemals Germ verwendet. Seine Abgabe nach dem Gärvorgang war genau geregelt: Entweder wurde der Verkauf dem Braumeister ver boten, da man Germ selbst zur Branntweinerzeugung benötigte, oder Germ wurde verkauft, wie es in einem Dienstvertrag des Braumeisters in einer Mühlviertler Marktgemeinde aus dem Jahre 1799 geregelt wurde: „3'™® wird ihm die von dem Sudwerk erzeugte Germ zu seiner Nutzniessung und Verkauf verstattet, aber auch vorbehalten sowohl die hiesige Burgerschaft, mit guter preiswerter Germ, als auch die auswertigen Bier-Consumenten vorzüglich damit zu bedienen."" Im Volkskundehaus in Ried sind sogenannte „Germpitschen" aufbewahrt. Vielleicht wurden sie zum Tragen des Germs vom Brauhaus in den Haushalt ver wendet. 4. \Nas5er Die Brauherren mußten ihre Braustätten stets so wählen, daß sich ergiebige Brunnen oder brauchbare Wasserläufe in unmittelbarer Nähe der Braustatt befan den. Deutlich sichtbar wird diese Abhängigkeit in der ehemaligen Brauerei Ach, wo der vorbeifließende Bach in das Brauhaus hineingeleitet wurde, nachdem er zuvor das Mühlrad für die Malzmühle betrieben hatte. Eine Abzweigung des Wasserlaufes führt in die Sudpfanne, die andere in den sogenannten „Vorwärmer". Letzterer ist ein eisernes Wasserreservoir und dient zur Erwärmung des Brauwassers. Der Vorwär mer befindet sich aus heiztechnischen Gründen immer in der Nähe der Sudpfanne. Vom Sudhaus aus kann der Sieder anhand eines lotartigen Wasserstandsanzeigers den Inhalt prüfen. Die Schärdinger Bierbrauer hatten schon Mitte des 19. Jahrhunderts eine eigene Wasserleitung gebaut, um Wasser aus dem Inn heranzubringen. In Ried mußte „bis 1902/03, als die Hochquellwasserleitung errichtet wurde, das Wasser von Fritz Sedlmayr, Die Geschichte der Spatenbrauerei unter Gabriel Sedlmayr dem Älteren und dem Jüngeren 1807—1874 sowie Beiträge zur bayerischen Braugeschichte dieser Zeit. Nürnberg 1951, S. 172 f. ■ Mittermayer, Das Oberneukirchner Brau- und Rathaus. In: OÖ. Hbl, Jg. 38, H. 1, Linz 1984, S. 53.

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