1.1.4. Darre In einem schriftlichen Verpachtungswechsel von 1784 aus dem Herrschafts brauhaus Lustenfelden ist unter Braugeschirr angeführt: „Wegen der hölzernen Dörranlage waren Verhandlungen zur Herstellung einer sog. ,Niderländer Dörr' ein geleitet worden (und diese wurde schließlich auch gefertigt)." Ein weiterer Übergabs vertrag aus dem Jahre 1846 zeigt, daß es sich bei der „Niderländer Dörr" um eine eiserne Darre gehandelt haben muß, denn dem Afterpächter des Bräuhauses wurde nun „eine eiserne Malzdörre in sehr mittelmäßigem Zustand per 125 fl" übergeben.^" Daß es sich hierbei nicht nur um eine kleinräumige Erneuerung, die nur den Linzer Raum betraf, gehandelt hat, zeigt eine weitere Erwähnung einer Umstellung von Holz auf Eisen. Aus dem ebenfalls herrschaftlichen Brauhaus von Aurolzmünster wird im Jahre 1791 noch „auf der Schwelk" eine „eisene a(nn)o 1785 neu gemachte Malzdör" erwähnt. Im Jahre 1818 wurde in einer Münchner Brauerei eine neue Darrtechnik ein geführt. Der Münchner Bierbrauer Gabriel Sedlmayr, welcher zuvor gemeinsam mit dem Wiener Anton Dreher eine Informationsreise nach England unternommen hatte, installierte in seiner Brauerei eine sogenannte „englische Darre". Bei dieser sicherlich auch den Biergeschmack verbessernden Innovation wird das Malz nicht direkt über dem Darrfeuer gedörrt, wodurch es „einen widerlich brenzlichen Geschmack erhielt", sondern nur durch die Zufuhr heißer Luft gedarrt. Erst aus dem Jahre 1876/77 wird z. B. aus der Stiftsbrauerei Michaelbeuern von einem Wechsel der veralteten Rauchdörre gegen eine englische Malzdörre berichtet.^' Im Brauereimuseum in Linz können zwei Exponate die beiden unterschied lichen Darrformen veranschaulichen, die Rauchdarre (aus Weitra) und die Heißluft darre (auch englische Darre genannt). Aus dem 16. Jahrhundert sind Malzbretter überliefert, mit welchen das Malz beim Trockenvorgang auf der Darre umgeschlagen wurde. Die Malzbretter wurden zum romantisierenden Symbol der Mälzermeisterschaft.Man war von dem händi schen Arbeitsgerät, der Schaufel, bis ins 20. Jahrhundert noch nicht losgekommen. Obwohl bereits „Wender" zum Wenden des Malzes existierten, wurde das „DarreUmschlagen" in den kleineren Brauereien des Innviertels bis zur Stillegung des Mäl zereibetriebes mit der einfachen Malzschaufel erledigt. In den Mittelbrauereien, wie z.B. in Schärding, war der Wender nicht unbekannt: „Und auf der Darr, 80 Grad zum Trocknen, da hast mit der Schaufel einigehen müssen, später hat's schon einen Wender gegeben, 80 Grad trockene Luft, da haben wir uns so a Tiachl umibunden, da hast ka Luft net dawischt, hast schnell geschaufelt und g'schaut, daß d' wieder außikommen bist." Franz Wilflingseder, Geschichte der Herrschaft Lustenfelden bei Linz. Linz 1952, S. 85, 88. " Georg Stadler, Lebens- und Arbeitsbereiche des Stiftes vor etwa hundert Jahren. In: Benediktiner abtei Michaelbeuern. Salzburg 1985, S. 102. Vaclav Husa, Der Mensch und seine Arbeit. Prag 1967, Abb. 73.
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