OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 2

haben s' des obaloss'n, das hat dann drei Tag g'woakn, dann hat das Wasser ausg'loss'n werden müssen und wieder frisch einlassen, dann ist ausg'woakt wordn, da ist der Haufen auf dem Tenn, ein extra Boden, ausg'woakt wordn, der Mälzer hat das hauptsächlich überg'habt. Das ist a Wochn aufn Tenn bliebn, inzwischen ist wie der was eing'woakt worden, das ist immer aufm Laufenden gangen. Bis daß das Körndl die richtige Woak g'hobt hat, da hat ma das Körndl (der Länge nach) so z'druckn können müssen, und wenn's die richtige Auflöse hat, dann hat man den Kern so außalösen können und auf dem Nagel schreiben können müssen wie a Kreidn. Das hat der Moaster sagen müssen." So beschreibt es ein angelernter Mälze reiarbeiter. Eine kleine steinerne Gerstenweiche finden wir im Linzer Brauereimuseum. Sie bestätigt eine gewisse Kontinuität in der Verwendung des Materials Stein. Schon im 18. Jahrhundert werden immer wieder steinerne „Waiken" oder „Weiken" genannt. Die meisten der Innviertier Mittelbetriebe hatten einen eigenen Raum, den „Tenn", zum Keimen der Gerste, architektonisch hervorgehoben von anderen Arbeitsräumen durch seine Pfeilergliederung und eine attraktive Gestaltung der Gewölbe. Dorthin wurde die Gerste mit dem sogenannten „Gerstenwagerl" oder „Grünmalzwagerl" gekarrt. Diese Transportgeräte waren bis in das 20. Jahrhundert aus Holz, später aus Eisen. Nun begann die Tätigkeit des „Widerns"," das Wenden des eingeweichten Grünmalzes, das einen Romantiker ganz schön ins Schwärmen bringen könnte: „Warm ist es in den Malztennen, und man möchte sich verträumen vor diesem laut losen Werden, wäre nicht das rhythmische Schreiten der Männer, die hier,Widdern', d. h. mit schönem Schwung umschaufeln."" Wie diese Arbeit vonstatten ging, erklärt ein Schärdinger Arbeiter realisti scher: „Das war a starke Arbeit, mit Schaufeln umschaufeln, das hast können müs sen, das war net leicht, am Anfang hat dir das ganze Gstell wehtan. Da hast zuerst oben die Decke abheben müssen und dann unten einifahrn, und der Gang hat sau ber sein müssen, sonst hast die ganzen Körndl zertreten." Das Keimen war eine äußerst arbeitsintensive Beschäftigung, denn die Gerste durfte nicht zusammen wachsen, sog. „Spatzen" bilden. Später versuchte man das Widern durch ein eiser nes Gerät, den „Pflug", zu erleichtern. 1.1.2. Braumechanik Die Mälzerei war in den Brauhäusern des Innviertels derart integriert, daß ihr Produktionsablauf in einem Trakt des Brauhauses von unten die Stockwerke nach oben anwachsend verlief, die Bierproduktion im zweiten Hausteil von oben " Dieser Ausdruck scheint im Duden nicht auf. In mancher Literatur wird er mit doppeltem d geschrie ben, was m.E. unrichtig ist, da widern von „wider" im Sinne von „gegen das Zusammenwachsen der keimenden Gerste arbeiten" kommt. Karl Kleinschmidt, Erbe und Wachstum. Hrsg. v. d. Brauerei Zipf, Linz o.J.

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