OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 2

heute durchgehend gebraut wurde. Der „Finanzer" kontrollierte, indem er das zum Brauen „nothwendige Heizthürl... mittelst Verschlußblättchen und Wachssigel" amtlich verschloß, wie aus Aurolzmünster aus dem Jahre 1884 bekannt ist, und zu jedem Sud wieder öffnete. Architektur des Brauhauses Die Bedeutung der Innviertier Brauereien ist in vieler Hinsicht belegt. Hei matdichter wie Franz Stelzhamer und Hans Schatzdorfer wählen den Braugasthof bzw. das Bier zu lokalen Geselligkeitssymbolen. Auf den 20- und 50-Heller-Notgeldscheinen der Gemeinde Neukirchen an der Vöckla prangt 1920 das Bild der Brauerei Zipf als Wahrzeichen für Wertbestand und Sicherheit. Wie sehr auch eine Kleinbrauerei im Ortsbewußtsein verankert ist, beweist ein Schultest im Innviertel. Beim Entwurf eines Gemeindewappens für Höhnhart lieferten die meisten Kinder Zeichnungen mit Brauereiemblemen." Die äußerliche Erscheinung eines Brauhauskomplexes war auch eine sehr stattlich herrschaftliche. Die Braugasthöfe, gleichzeitig Wohnstätten der Brauherren, sind mit hohen Dächern versehen, zumeist mit ihrem abgewalmten Giebel zur Straße gestellt, mittels Lukarnen in ihrer Mehrgeschossigkeit betont. So stellen sich heute noch die Bürgerhäuser, in deren Hinterhaus die Brauerei untergebracht war und ist, z. B. Neumarkt i. H., Altheim, Uttendof, Braunau, Stiftsbraugasthof Lam bach und Aschach," dem Betrachter dar. Das ländliche Pendant zum märktisch-städtischen Hinterhaus ist der „Brau stadl". Zumeist im frühen 19. Jahrhundert errichtet, sind nur noch wenige Beispiele dieser herrschaftlichen Brauhausform bekannt: in Munderfing, Braunau und Höhn hart, wo nach einem Brand das Brauhaus und der gegenüberliegende Braugasthof 1802 wiederaufgebaut worden waren. Mälzerei und Brauerei sind in einem Gebäude untergebracht, getrennt durch einen von der Einfahrt weg durch das Haus führen den überwölbten Gang. Alle notwendigen Räumlichkeiten sind unter einem Dach vereint. Der Braustadl ist zweigeschossig, steht giebelseitig zur Straße bzw. zum Braugasthof gewandt, birgt unter seinem langgezogenen Krüppelwalmdach meh rere Dachböden, in Höhnhart z. B. drei. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhun derts tauchen auch im Innviertel Zeugnisse einer Industriearchitektur auf. Die Brauerei Mattighofen, um 1890 errichtet, machte den Anfang. Hohe, lichte und geräumigere Säle erwähnt der Gewerbeinspektor unter den nennenswerten Ände rungen in der hygienischen Beschaffenheit eines Braubetriebes. Das Höhenstreben Oberösterreichische Nachrichten. Serie: Heimat, deine Biere vom 17. September 1979. Franz Hiermann, Das alte Brauhaus zu Aschach, In: Heimatland. Jg. 12, Februar 1935, S. 24-27.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2