Peter Black: Ernst Kaltenbrunner. Vasall Himmlers. Eine SS-Karriere. Aus dem Amerikanischen ühertragen von Karl und Heidi Nicolai. 1991. 351 Seiten, gebunden, DM 68,-. ISBN 3-506-77482-2 Christian Hartmann: Halder. Generalstabschef Hitlers 1938-1942. 1991. 397 Seiten, gebunden, DM 69,- ISBN 3-506-77484-0 Beide Bücher sind erschienen im Verlag Schöningh, Pader born. In dem angesehenen Verlag Ferdinand Schö ningh, Paderborn, hat die Pflege der katholischen Philosophie und Theologie einen hohen Stellen wert. Weniger bekannt ist bei uns die „Sammlung Schöningh zur Geschichte und Gegenwart". Darin sind im Herbst 1991 zwei Biographien zweier füh render Männer des Dritten Reiches herausgekom men. Die eine betrifft den aus Bayern stammen den Generalobersten Franz Halder, der als Nach folger des um vier Jahre älteren Generals Ludwig Beck von 1938 bis 1942 Chef des Generalstabes des Heeres war. Beck fand als einer der führenden Köpfe des 20. Juli 1944 am selben Tag den Tod, Halder kam damals ins KZ, wurde im Mai 1945 daraus befreit und starb im Alter von 88 Jahren am Chiemsee. Dieses Buch liefert für das Thema „Wehrmacht und Nationalsozialismus" wertvolle Einsichten. Der Autor, geboren 1959 in Heidel berg, ist Mitglied der internationalen Historiker kommission zur Herausgabe der „Akten zur deut schen auswärtigen Politik 1918—1945" im Außen amt in Bonn. Ernst Kaltenbrunner wurde nach der Ermor dung Heydrichs Anfang 1943 letzter Chef des Reichssicherheitshauptamtes. Als solcher unter stand er nur Himmler, gebot über die Gestapo, den Sicherheitsdienst der SS (SD) und die Sicher heitspolizei. Im Nürnberger Kriegsverbrecherpro zeß wurde er als einer der Hauptverantwortlichen für die Judenverfolgung - u. a. war Adolf Eich mann sein Untergebener - zum Tode verurteilt und hingerichtet. Das Buch über ihn erschien be reits 1984 in den USA unter dem Titel: „Ernst Kal tenbrunner; Jdeological Soldier of the Third Reich". Sein Verfasser ist ein amerikanischer Hi storiker, Jahrgang 1940, der für ihre Unterstüt zung bei seinen Nachforschungen zur Erstellung des Werkes auch mehreren Persönlichkeiten unse res Bundeslandes ausdrücklich dankt: Neben der Familie Kaltenbrunners sind es zum Beispiel der frühere Landeshauptmann Dr. Gleißner, der lang jährige Linzer Bürgermeister Dr. Koref sowie „Dr. Harry Slapnicka und Dr. Hans Sturmberger vom Oberösterreichischen Landesarchiv in Linz". 1903 wurde Ernst Kaltenbrunner in Ried i. I. geboren. Sein Vater war kurz vorher in eine Rie der Anwaltspraxis eingetreten, bis er 1906 in der kleinen Marktgemeinde Raab - falsch übersetzt als „Marktstadt" (5. 39) - eine eigene Anwaltspra xis eröffnete. 1913 kam Ernst Kaltenbrunner, zehnjährig, ins Gymnasium nach Linz, wo Ernst Koref einer seiner Lehrer wurde. 1918 übersiedelte die Familie nach Linz, der Vater trat in die An waltskanzlei Dr. Beurle ein. Hier wuchs Ernst Kal tenbrunner auf; in Graz studierte er Jus. Dann vollzog sich sein politischer Aufstieg im Unter grund der österreichischen NSDAP, von Wien führte ihn der Weg nach Berlin und schließlich mit dem Untergang des Dritten Reiches in den - frü hen - Tod. Die bittere Geschichte, die vom Ersten in den Untergang des Zweiten Weltkrieges geführt hat, erschließt sich den Nachgeborenen am anschau lichsten über die Geschichte ihrer Protagonisten. Daß Autor und Leser sich hiebei - selbst bei aller Bemühung um Objektivität - nicht gänzlich von subjektiven Wertungen freimachen können, liegt in der Natur der Sache. Wer freilich als Leser von vornherein nicht gewillt ist, seinen eigenen Stand ort in Zweifel ziehen zu lassen, wird aus diesen Büchern so wenig wie aus anderen neuen Einsich ten gewinnen können. Josef Demmelbauer Frank Fechner: Thomas Mann und die Demo kratie. Wandel und Kontinuität der demokratie relevanten Äußerungen des Schriftstellers. (= Tübinger Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht, Bd. 9.) Berlin: Verlag Duncker & Humhlot 1990. 373 Seiten, DM 64,-. Thomas Mann, in dessen Roman „Der Zau berberg" viel über die Antinomie von Diktatur und Demokratie in der Zwischenkriegszeit philo sophiert wird, hat im Ersten Weltkrieg in den „Be trachtungen eines Unpolitischen" der herankom menden Demokratie den literarischen Kampf an gesagt. Im führenden Kommentar zur Weimarer Reichsverfassung ist daraus seine Formulierung aufgegriffen, wenn zwei „Demokratie" sagen, so sei es von vornherein wahrscheinlich, daß sie et was sehr Verschiedenes meinen (S. 347 des hier anzuzeigenden Buches). Daran hat sich bis zum
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