und Freundschaften, eigenen Entdeckungen und Berichten, werden in Texten und Bildern viele Erscheinungs- und Verwendungsformen dieses Ma terials in Erinnerung gebracht und betrachtet, an denen man leider so oft vorbeischaut oder vorbei geht. In sechs großen, in sich geschlossenen Bild essays und den sie begleitenden Textkapiteln wird auf die Vielfalt und den Reichtum aufmerksam gemacht, die von Heu und Stroh als den Trägern von mancherlei Bedeutungen ausgehen. Die Es says behandeln die Gruppen: Kunst - Erinnerung - Agrikultur - Naturskulptur - Miscellanea und Kegel, Kuppeln und Kästen. Es überrascht, wie häufig und wie stark namhafte Maler (Breughel, Bosch, Monet, Gauguin, van Gogh, Kandinsky, Gezanne u.m.a.) von diesem Thema angespro chen worden sind. Es liegt nahe, anzunehmen, daß nicht allein das Schöne am Motiv sie immer wieder angeregt haben mag, sondern daß sie die Sorge bewog. Vergehendes im Bilde bleibend zu machen. „Es steht schlecht", hatte Gezanne gesagt. „Man muß sich beeilen, wenn man noch etwas se hen will." In der Tat verarmen zufolge der sich lau fend weiter entwickelnden Methoden und Techni ken die Almen, Wiesen und Felder und damit bäuerliche Arbeitsweisen, Formen des Wirtschaf tens und des gemeinschaftlichen Verhaltens. Den Beleg für diesen Wandel bieten neben Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen auch alte Fotogra fien: nicht zuletzt literarische Zeugnisse, die in Quellenangaben und Fußnoten angegeben wer den. Als Beispiel sei hier eine Anmerkung (Seite 9, Nr. 4) hervorgehoben, die von dem „Naturhisto risch Ökonom.-technol. Handwörterbuch" aus geht, das 1816 Dietrich in Ulm herausbrachte. Dort heißt es: Verschwunden sind die Begriffe für die verschiedenen, damit (Sommerfelder) verbun denen Formen: Fuder, Bürde, Büschel, Bund, Schütte, Schaub, Lage und Garbe. Ursprünglich bildete „Korn" oder „Roggen" den Sammelbegriff für das spätere „Getraid" (mundartlich Traid, Treid). Darin zusammengefaßt sind „alle Ge wächse, welche zur Familie der gräser gehören, deren saamen, wenn er reif, hart und rein ist, zu mehl gemahlen, und auf beliebige art von men schen als eine gesunde und naturhafte speise ge nossen wird ..." Sotriffer schenkt dem sprachlichen Anteil an diesem Thema, d. h. Begriffen, Bezeichnungen und Redensarten, genügend Aufmerksamkeit, was in bald allen Essays der Fall ist. Daß neben Kunst und Technik, Arbeitsweisen, Sprache und Geschichte auch die Benützung der Materialien in Bräuchen und Volkskunst behandelt werden, be weist die Absicht, das durch Beispiele aus Gebie ten „zwischen dem österreichischen Wein- und Waldviertel und der Toskana oder zwischen Istrien und Tirol" belegte Thema tunlichst er schöpfend darzustellen. Leider bedeutet sie aber auch die „Dokumentahon einer ,Spur des Ver schwundenen'", wie dies im Klappentext zitiert wird. Rudolf Fochler St. Nikolaus in Schwaben. Ein Volksheiliger in Kir che, Kunst und Brauchtum. Schriftenreihe der Museen des Bezirkes Schwaben, Bd. 6, herausgegeben von Hans Frei, Mit Beiträgen von Werner Scharrer, Hans Frei und Günther Kapfhammer. Gessertshausen 1991.108 Seiten mit vielen zum Teil farbigen Ab bildungen. DM 16,-. ISBN 0935-4433 Die vorliegende Broschüre ist zugleich der Katalog einer dem gleichen Thema gewidmet ge wesenen Ausstellung im Schwäbischen Volkskun demuseum Oberschönenfeld. Die hervorragen den Beiträge haben aber einen weit über diese Ausstellung hinausgehenden bleibenden Wert nicht nur für die Volksfrömmigkeitsforschung in Schwaben, sondern ganz allgemein für die Brauchtumsforschung um den Volksheiligen Ni kolaus. Das immer noch grundlegende Werk von Karl Meisen „Nikolauskult und Nikolausbrauch im Abendlande", Düsseldorf 1931, erhält dadurch vor allem eine wertvolle regionale Ergänzung. Ei nige Abhandlungen, z. B. „Nikolaus als Patron und Nothelfer" von Werner Scharrer oder „Niko laus - Christkind - Weihnachtsmann" von Hans Frei sind aber durchaus auch von allgemeiner Be deutung. Das reiche Bildmaterial - z. B. verschie dene kleine Andachtsbilder oder mehrere Niko lausikonen aus dem bekannten Ikonenmuseum in Autenried südlich von Günzburg bietet anschauli che Vergleichsmöglichkeiten. Nicht zuletzt sei auf die nunmehr bald zehn jährige kulturelle Partnerschaft zwischen dem Land Oberösterreich und dem Regierungsbezirk Schwaben hingewiesen, die natürlich auch das be sondere Interesse an landeskundlichen Publika tionen dieser Region einschließt. Dietmar Assmann
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2