OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 2

Spürsinn hat Redtenbacher ein umfangreiches Quellenmaterial ausfindig gemacht und ausge wertet, um schließlich den historischen Brandle ger aufgrund mehrerer Indizien überführen zu können. Wie überzeugend ihm das gelungen ist, möge jeder Leser selbst beurteilen. Karl Mitterschiffthaler Josef Pöschl: Das österreichische Jagdhombläserbuch. Band 1 einer mehrbändigen Reihe über das edle Weidwerk. Graz.: Herbert-Weishaupt-Verlag, 1990. 296 Seiten mit 250 teils farbigen Abbildungen und Notenbeispielen. S 660,-. ISBN3-900310-57-2 Josef Pöschl: Neue Osterreichische Jagdmusik I. Graz: Herbert-Weishaupt-Verlag, 1991. 56 Seiten. ISBN 3-900310-87-4 Buchtitel und Inhalt lassen sofort erkennen, welche Vorbilder hier wirksam werden. Daß man auch über die gegenwärtige Jagdhornbläsertradi tion eine so reichhaltige Dokumentation erstellen kann, darf man mit Freude feststellen. Der Präsentation der zahlreichen jagdhornbläsergruppen, darunter 40 aus Oberösterreich, mit Bild und kurzer Geschichte der einzelnen Gruppen stellt Josef Pöschl, Musikpädagoge an der Pädagogischen Akademie in Graz-Eggenberg, eine einführende Studie über die Musik im jagdli chen Brauchtum und über die Entwicklung der Jagdhörner bis zur heutigen Praxis voran. Dafür wird sich nicht nur der begeisterte Jäger, sondern auch der Musikfreund interessieren. Ausführlich kommt die Bedeutung des Jagdhornes als Signal instrument zur Sprache. Interessant wäre auch die kultische und mythische Bedeutung gewesen, die ja zur Ausprägung der Jagdmusik viel stärker bei getragen hat; denn das Jagdglück förmlich herauf zubeschwören und dann das Eingetretene freudig zu feiern, sind zutiefst menschliche Bedürfnisse und Ausdrucksfähigkeit. Daraus hat sich auch ein regelrechtes musikalisches Zeremoniell entfaltet. Der instrumentalkundliche Teil, der bei den urgeschichtlichen Knochenpfeifen beginnt und mit dem heutigen Standard der Instrumente schließt, bringt nur einen knappen Uberblick. Zu ergänzen wäre, daß nicht nur die Hörner als Si gnalinstrumente ihre Entwicklung der Jagdtätig keit verdanken, sondern daß auch die Saitenin strumente ihren Anfang beim mit gedrehtem Darm bespannten Bogen haben. Ein Bild mit Gemshörnern (S. 30) - das sind Gefäßflöten aus Tierhörnern - stellt mehrere Fragen. Da im beglei tenden Text vom mittelalterlichen Olifant und Hifthörnern die Rede ist, muß daraufhingewiesen werden, daß Gemshörner am „anderen Ende" an geblasen werden, eine völlig andere Tonentwick lung (Kernspaltflöte) haben und daher zu einer ganz anderen Instrumentengattung gehören. Das Horn der Gemse eignet sich als Rohmaterial für dieses Instrument allerdings nicht; wie kommt es aber trotzdem zu dieser Bezeichnung (seit dem 16. Jahrhundert auch als Orgelregister bekannt)? Wurde vielleicht das Horn der Gemse als Lock pfeifchen verwendet? - Bitte um Antwort in einer allfälligen zweiten Auflage. In der Darstellung der historischen Entwick lung der heutigen Jagdhornbläserpraxis in Oster reich fehlt mir die Beschreibung der barocken österreichischen Jagdhornbläsertradition, die bei den durchwegs feudalen Jagdherren gewiß eine reiche Entfaltung erfahren haben muß. Eine für viele Jagdhornbläsergruppen wert volle Repertoirebereicherung bietet das beglei tende Heft mit 37 Fanfaren, Rufen und Signalen zeitgenössischer Komponisten. Erfreulich ist, daß man noch zwei weitere Hefte erwarten darf. Karl Mitterschiffthaler Kristian Sotriffer: „Heu & Stroh" - Ein Beitrag zur Kultur- und Kunstgeschichte. 1. Auflage, Linz: Veritas-Verlag, 1990. 160 Seiten, 175 Abbildungen (davon 86 in Farbe). Seinen zahlreichen Publikationen über mit teleuropäische Kulturlandschaften wie auch meh reren Künstlermonographien hat Kristian Sotrif fer nun einen reichlich mit Text versehenen Bild band hinzugefügt, der thematisch mit jenen Ar beiten in Zusammenhang steht, die sich mit Bau formen und Hauslandschaften und besonders mit dem Band „Vom alten Leben - Vergessene Exi stenz- und Arbeitsformen im Alpenbereich" (1986) befaßt haben. Aus dem zunächst unergiebig scheinenden Thema „Heu und Stroh" ist aber eine unerwartet vielseitig betrachtete Abhandlung geworden. Eine Art Widmung, die dem Buch vorange stellt ist, läßt auf Anregungen schließen, die den Autor bewogen haben, sich diesem letztlich doch überaus lohnenden Thema zuzuwenden. Ange fangen von Kindheitserlebnissen, von Fahrten

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