aufgeheizten Auseinandersetzung sucht, braucht nur die Ausführungen von Alexander Ruttkay über die Besiedlungsstruktur und Geschichte des Gebietes der Slowakei im 9. bis 12. Jahrhundert le sen. Aber wie gesagt: Keszthely und Slowakei sind nur ein Tropfen im Meer der Erkenntnisse in diesem leseempfehlenswerten Band aus der Werk stätte des Ludwig-Boltzmann-Instituts: A-4010 Linz, Römerstraße 14. Fritz Berger Renate Grasberger - Erich Wolfgang Partsch: Bruckner - skizziert. Ein Porträt in ausgewählten Erinnerungen und Anekdoten. Unter Mitarbeit von Uwe Harten. Anton Bruckner, Dokumente und Studien, Bd. 8. Wien: Musikwissenschaftlicher Verlag, 1991. 290 Seiten, 20 Abbildungen. ISBN 3-900-270-16-3 Daß über Prominente und Berühmte Anek doten entstehen und erzählt werden, ist wohl eine Selbstverständlichkeit; und je origineller der Be treffende, desto pointierter und zahlreicher die Anekdoten. Auch in Anton Bruckner wohnten zwei Seelen, einerseits der international gefeierte Organist und begnadete Symphoniker, anderer seits der durchaus bäuerlichen Gefilden entstam mende Schulmeisterbub. Wenn sich nun Mitarbeiter des ABIL der An ekdoten um Bruckner annehmen, so werden man che meinen, daß man sich allmählich an Neben sächlichkeiten zu verzetteln droht, klingt doch noch allen die eindringliche Warnung von der „Gefahr der Anekdote" aus der Zeit der Gründung des ABIL in den Ohren. In gewohnt gründlicher Art hat R. Grasberger alle erreichbaren Erin nerungsberichte aus der Literatur und aus noch lebendiger Tradition aufgespürt und einschließ lich ihrer Erzählvarianten, die durch zunächst mündliche Uberlieferung und ebenso durch das unvermeidliche Amüsement entstanden sind, ge sammelt. Wenn nach der 325. Anekdote (aus dem Jahr 1922) die „letzte" (aus dem Jahr 1991) folgt und dabei die Frage, wie viele Anekdoten über Bruckner es eigentlich gibt, mit „gar keine - alles ist wahr" beantwortet wird, darf der Leser selbst überlegen, welche nun wirklich auf Bruckner zu rückgehen, wahrscheinlich sind oder zumindest gut erfunden sind. Und hier setzt E. .W Partsch mit seinen „Kriti schen Gedanken zur Bruckner-Rezeption" an. Mit nüchterner und unbestechlicher Sachlichkeit geht er auf den Aussagewert dieser literarischen Gat tung ein und zeigt auch auf, wie einseitig diese Erinnerungsberichte besonders in der älteren Brucknerliteratur zum Tragen kommen. Aller dings: Auch die in den letzten Jahren betriebene Brucknerforschung, die sich ausschließlich auf zu verlässige (schriftliche) Quellen und auf sein Schaffen konzentriert hat, brachte viel Neues und vor allem Bedeutendes, aber nicht „alles" zu einem Gesamtbild der Künstlerpersönlichkeit. So ist diese Publikation keineswegs ein Nebenprodukt des ABIL mit Unterhaltungswert, sondern ein Stück Vergangenheitsbewältigung und längst nö tige Klarstellung. Karl Mitterschiffthaler Viktor Redtenbacher; (K)ein Evangelimann. Die historische Brandlegung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs, 1991. 77 Seilen, 26 Bilder, S 125,-. ISBN 3-85269-796-8 1991 war nicht nur ein Mozartjahr, auch der Todestag des gebürtigen Oberösterreichers Wil helm Kienzl (1857-1941) jährte sich zum 50. Mal. In Waizenkirchen geboren, verbrachte er hier auch seine Kinderjahre. Seine Oper „Der Evangelimann" eroberte sich bald (mit ca. 5.300 Auffüh rungen innerhalb von vierzig Jahren) einen so be deutenden Platz im Opernrepertoire des 20. Jahr hunderts, daß schließlich der Komponist selbst - nicht nur wegen seines altehrwürdigen Erschei nungsbildes - als „Herr Evangelimann" angespro chen wurde. Der menschlich berührende Inhalt dieser Oper hat den Autor dieses Buches einerseits als langjährigen Konzertmeister, andererseits als aus gebildeten Juristen schon einmal in einer rechts wissenschaftlichen Studie über „Oper und Verbre chen" beschäftigt. Hier legt er uns den Weg vom Opernlibretto zurück zur Novelle und schließlich zum historischen Ereignis verständlich dar. Aus führlich geht er auf die kulturgeschichtliche Aura des Wiener Biedermeiers ein, in der die Handlung mit der Wiener Lokalerscheinung des Almosen sammelnden Evangelimannes spielt, und berichtet auch ausführlich über den Autor der Novelle, dem die „historische Brandlegung" aus den Poli zeiakten ziemlich genau bekannt war. Mit einigem
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