OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 2

Heimat, das ist in dieser bewegten, schnellebigen Zeit ein Fixpunkt, ein ru hender Pol. Wohl dem, der eine Heimat hat - ein Land, eine Landschaft, die er liebt, in der er sich wohl fühlt, darinnen er zu Hause ist. Da kann die Zeit noch so schnellebig sein, da können sich Ansichten, Ideolo gien, Mode, zwischenmenschliche Bezie hungen noch so schnell ändern, die Hei mat bleibt ein Zufluchtsort. Sie ist das Kontinuum in einer Zeit, in der alles aus einanderstrebt. Wohl dem, der eine Heimat hat, in der er fest verwurzelt ist, verankert ge gen das Umhergebeuteltwerden von Zeitgeist und Strömungen, die sich und uns so schnell verändern können. Ich weiß und schätze darum die Ar beit eines Heimatwerkes, das sich um Bewahrung der regionalen Kultur be müht, zum Teil ganz im Sinne des Apo stelwortes „... behaltet die Überlieferun gen, die euch von uns gelehrt worden sind!" (2. Thess. 2,15). Darum weiß ich - zusammen mit vielen - auch diese Ar beit zu schätzen, die auf Förderung der ganzheitlichen, nicht verfremdeten Ar beit und auf die Bewahrung des Brauch tums ausgerichtet ist. Aber ich weiß auch darum, wie schwer, ja oft unmöglich es ist, diesen ruhenden Pol „Heimat" zu er halten. Ich weiß um unsere gemeinsame Sorge, daß das, was wir unter Heimat verstehen, selbst einem Wandel unter liegt, und aus eigener Erfahrung, daß Heimat innerer Werte verlustig gehen kann, auch wenn nach außen hin alles beim alten zu bleiben scheint. Mag die Welt sich noch so schnell drehen, mögen in ihr Gedanken und Ideen auseinandertriften, mögen Kultu ren aufeinanderprallen - der Herr ist der ewige Gott, der ruhende, gleichblei bende, der sich nicht ändert, der uns Heimat bietet. Und wenn man schon aus dieser ir dischen, vergänglichen, dem Wandel un terliegenden Heimat so viel Kraft und Stehvermögen schöpfen kann, wieviel mehr, wenn man auch in dieser himmli schen Heimat seine Wurzeln hat! Welch eine Verheißung für die Be wältigung der Probleme dieser Zeit und Welt, die uns so Sorgen machen - in der wir heimatlos zu werden drohen. Wer in Gott seine Heimat hat, be kommt Kraft zur Gestaltung und Be wahrung der irdischen Heimat. Thomas Pitters^ ^ Geb. 1956 in Hermannstadt; nach seinem Stu dium der evang. Theologie Vikar in der Land lergemeinde Großpold, dann Pfarrer in Kais b. Schäßburg, 1990 nach Österreich gekommen, seit Juni 1991 Pfarrer der Evang. Pfarrgemeinde A. B. Linz-Innere Stadt; seine Großmutter, eine geb. Schöppl, stammt aus Losenstein im Ennstal.

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