tendsten Menschen, denen ich persönlich begegnen durfte, halte ich Karl Lugmayer ohne Zweifel für ein Genie. Sein überragender und durchdringender Geist mochte sich für seine Zeitgenossen hinter der natürlichen Schlichtheit seines persönlichen Umgangs verbergen ... Aufgeschlossen für die geistigen Strömungen seiner Zeit und stets dem lebendigen Menschen prakhsch dienend, war er zu jener genialen Synthese geistes- und naturwissenschaftlicher Aussagen vorgedrungen, die den einzigarhgen Rang seines Werkes ausmacht; denn was den meisten ein unlösbarer Widerspruch zu sein schien, das vermochte er als Einheit zu begreifen. Weder vor dem mächtig geweiteten Horizont naturwissenschaftlicher Forschung, die in unserer Zeit gewonnen wurde und darüber hinaus vielleicht noch gewonnen werden wird, verschloß er seine Augen, noch vor den unwandelbaren Zeugnissen geisteswissen schaftlicher Grundlagen, welche sich nicht allein aus philosophischer Tradition, son dern auch aus den manifesten Erscheinungen der seit Jahrtausenden der Menschheit dargebotenen und von Menschen überlieferten Offenbarung, insbesondere aus den Schriften des Neuen Bundes, erschließen lassen. All das vermochte er in die personalistische Philosophie einzubringen." Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernahm Lugmayer vorerst die Aufgabe eines Unterstaatssekretärs für Unterricht. Vor dem Ende dieser Tätigkeit erschien bei ihm der Rektor der Hochschule für Bodenkultur, Prof. Dr. Alfred Till, der Lugmayer ersuchte, eine Berufung als Professor für Philosophie an der Hoch schule anzunehmen. Das knapp vorher erschienene Buch „Sein und Erscheinung" diente offenbar als Befähigungsnachweis.'' Lugmayer umschrieb seine Vorlesungen mit dem Titel „Philosophie der Natur- und Geisteswissenschaften". Es handelte sich dabei um den Versuch, in Fühlung mit den anderen Fächern der Hochschule, natur wissenschaftlicher oder geisteswissenschaftlicher Art, philosophische Analysen und Synthesen zu erstellen. Lugmayer hatte anfangs selbst regelmäßig Vorlesungen bei Kollegen besucht. Um die Analyse, die Prof. Lugmayer bei Adalbert Shfter anstellte, besser verstehen zu können, sollen hier einige Sätze aus der Lehrtätigkeit an der Hochschule angeführt werden. „Die Persönlichkeit ist das Ergebnis der Leistungen der Person an den Anla gen des menschlichen Organismus im Zusammenhang mit der Umwelt. Dabei ver stehen wir unter menschlichem Organismus nicht nur die physiologischen und ana tomischen Eigenschaften, sondern auch die psychischen. Wir haben also Person einerseits, Organismus samt Umwelt andererseits. Oder noch genauer, weil ja jeder Organismus nur ein Teil der Biosphäre ist, kein selbständiges Wesen, und weil die Biosphäre selbst wieder nur ein Teil der Natur, des Universums ist: Wir haben Per- ' Karl Lugmayer, Erinnerungen. Manuskript im Nachlaß bei Franz Lugmayer in Sleyr. - Dazu: Karl Lugmayer, Erinnerungen eines Unterstaatssekretärs. In: Der österreichische Standpunkt. Monatszeit schrift für Politik, Wirtschaft und Kultur, Heft 4. Wien 1965, S. 2. - Franz Lugmayer, Karl Lugmayer und die österreichische Volksbildung. In: Oberösterreichische Heimatblätter, H. 1/2, Linz 1981, S. 133-141. - Franz Lugmayer, Karl Lugmayer. Sein Weg zu einer neuen Ordnung, Karl-v.-VogelsangInstitut, Wien 1990, S. 80.
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