OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Volksschule besuchten. Oberlehrer Filnkößl und Pfarrer Paulus Grill blieben ihnen in deutlicher Erinnerung. Die Kindheitserlebnisse am Rande des Böhmerwaldes (Dreisesselberg, Plöckenstein, Plöckensteiner See), die Landschaft von Stifters „Hochwald", hinterließen dauernde Eindrücke. Im Herbst 1903 wurde Karl Schüler am Bischöflichen Privatgymnasium Kollegium Petrinum in Linz-Urfahr. Es ent sprach der geistigen Einstellung des Vaters, daß der Sohn Konviktor mit freier Berufswahl wurde. Auch die beiden anderen Söhne bekamen die Gelegenheit zum Besuch des Gymnasiums. Die Eltern brachten dafür sicher nicht geringe Opfer. Es war nicht einfach, am Beginn der Weihnachtsferien vom Bahnhof Aigen-Schlägl oft im tiefen Schnee zum einsamen Grenzzollamt zu kommen. Nach der Pensionierung des Vaters übersiedelte die Familie Lugmayer im Jahre 1909 nach Linz-Urfahr, Rosenstraße 12. Am 10. Juli 1911 erwarb Karl am Linzer Staatsgymnasium das Reife zeugnis mit Auszeichnung. Bereits am Gymnasium hatte er zusätzlich Italienisch, Französisch und Englisch gelernt. Nun begann er sein Studium an der Wiener Universität zur Vorbereitung für das Lehramt aus Latein und Französisch. Zusätzlich studierte er Deutsch, Spanisch, Italienisch, Griechisch und Tschechisch. Seinen Lebensunterhalt konnte er sich u. a. teilweise als Hilfsstenograph im Reichsrat selbst verdienen. Im Lese- und Redeverein „Academia" entfaltete er eine rege Vortragstätigkeit. Ab 1915 wurde er als Supplent am Rainer-Realgymnasium verwendet. 1916 erwarb er das Doktorat („SUMMIS AUSPICIIS AUGUSTISSIMIIMPERATORIS AG REGIS FRANCISCI JOSEPH I"). Ab 1920 wurde Dr. Karl Lugmayer neben Robert Musil auch Bildungsbeirat im Staatsamt für Heereswesen. Meist in Nachtarbeit entstand in dieser Zeit das Buch „Rede- und Stilkunst'V Dieses Buch erschien, fast vollkommen neu bearbeitet, nach dem Zweiten Weltkrieg in vierter Auflage mit dem Titel „Rede und Schrift Ab 1923 war Lugmayer Landesreferent für Volksbildung in Niederösterreich und ab 1934 in Wien. Ein besonderes Anliegen war ihm die Förderung der Dichter und der Ausbau des Büchereiwesens. Nach einer rastlosen Tätigkeit wurde er im März 1938 seines Dienstes enthoben und lebte dann bis 1945 sehr zurückgezogen. Gartenbau, ein Studium an der Hochschule für Bodenkultur, Sprachstudien (Russisch, Polnisch, Ungarisch usw.) und eine einsame Untersuchung aller philosophischen Richtungen führten zu neuen Erkenntnissen. Diese legte er in seinen Hauptwerken „Sein und Erscheinung I"" und „Sein und Erscheinung 11"^ nieder. Nur mit wenigen Persönlich keiten konnte er in den Jahren 1942 bis 1945 notwendige Aussprachen führen. Zu diesen gehörte der spätere Hochschulprofessor Franz Eibner. Letzterer legte eine umfassende Niederschrift darüber nieder.^ Darin heißt es u.a.: „Unter den bedeu- ^ Karl Lugmayer, Rede- und Stilkunst. Wien 1921. ^ Karl Lugmayer, Rede und Schrift. 4. Auflage der Rede- und Stilkunst. Wien 1953. Karl Lugmayer, Sein und Erscheinung. Wien 1945. ' Karl Lugmayer, Sein und Erscheinung. II. Teil, Seinslehre in Glaube und Wissenschaft. Wien 1947. ' Franz Eibner, Umfassende Erinnerungsniederschrift. 1983. Manuskript im Nachlaß bei Franz Lug-

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