OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Keinberger wurde an eine andere Schule versetzt, so daß ab 1. 9. 1951 bis 1959 der Lehrer und spätere Volksschuldirektor Karl Kaiser Orgeldienst und Kirchenchorleitung teils ganz, teils teilweise innehatte. Kaiser oblag die Choralbeglei tung der Konventmesse um 7.30 Uhr (Zelebration am Hochaltar), aller anfallenden Vespern und anderer Hören an Festtagen und zu besonderen Anlässen. Dazu das Spiel bei den Volksgottesdiensten und Andachten in der Stiftskirche und der MariaAnger-Kirche.'® In den Jahren 1952 bis 1955 war zusätzlich die Schwester des H. Bruno, Anny Grünberger, als Lehrerin in Schlägl und spielte abwechselnd mit Karl Kaiser die Orgel. Sie hatte eine Ausbildung im Orgelspiel bei Paula Mack am BrucknerKonservatorium Linz erhalten und absolvierte den Lehrgang für Kirchenmusik bei Dr. Winterberger.'' In der Leitung des Kirchenchores waren Karl Kaiser Hindernisse in den Weg gelegt: Einerseits entstand das Gerücht, er hätte Keinberger verdrängt; dies hatte zur Folge, daß viele der ehemaligen Sängerinnen und Sänger fernblieben, andererseits war von Seiten des Klosters so wenig Unterstützung vorhanden, daß Kaiser sogar neu besorgte Noten selbst zahlen mußte.Er stellte den Chor neu zusammen: die Oberstimmen mit Damen aus Geiselreith, Natschlag, Weichsberg, Baureith und Schlägl (hier vor allem Töchter von Stiftsangestellten höheren Grades); Baß und Tenor wurden von Herren aus den Stiftsbetrieben und dem Forstamt rekrutiert, sowie aus der Landwirtschaftsschule; schließlich sangen auch Kleriker und einige Stiftsherren mit, namentlich H. Wolfgang, H. Klemens, H. Evermod, H. Gerlach, H. Ignatius, H. Bruno und sogar Abt Cajetan selbst.^' Das Repertoire bestand aus Messen, die auch unter Keinberger aufgeführt wurden (also im Stile Filkes, Pembauers), Einlagen, Liedern, Prozessionsgesängen. Kaiser hatte den Chor zu leiten und gleichzeitig die Orgel zu spielen. Schließlich bedeuteten die Gasthausbesuche nach den Chorproben, die notwendig waren, um die Männerstimmen zu halten, auch persönliche Opfer aus der eigenen Geldtasche." Als besondere Aufführungen in dieser Zeit dürfen vermerkt werden: die „Krippenmesse" von Joseph Kronsteiner (1953?) und die „Kleine Festmesse" von Ernst Tittel, von dieser hatte sogar Abt Gajetan das Material gekauft. Sie wurde anläßlich des Besuchs von Kardinal Innitzer in Schlägl im August 1954 erstmals gesungen und dann öfter aufgeführt." ' Vgl. Kaiser, a.a.O., 5. Für Maiandachten in Maria-Anger geben Anweisungszettel aus 1951 f. Aus kunft, wo H. Siard Eberl O. Praem. genaue Wünsche äußert: z. B. „Zum Einzug kurzes Orgelfurioso ... nur ganz kurz, weil sofort die Ansprache beginnt... Nach dem Amen sofort Segenlied ... Zum Auszug Orgelspiel - bitte so lange spielen, bis fast alle draußen sind. Gute Nacht!". ' Auskunft Anny Grünberger, 19.12.1991. Die Kleriker durften Frl. Grünberger das Chorgitter öffnen, wenn sie zum Üben kam. ' Kaiser, 5. Anny Grünberger und H. Bruno Grünberger O. Praem., 26.12.1991. Gahleitner Frieda, Fuchs Berta, Fuchs Hilda, Fuchs Maria, Birner Irmgard, Birner Heinz, Turek, Bart Maria, Bart Ida, Pfleger Christi, Pfleger Martha, Oller Ignaz, Hüttner Herta wurden als Namen von Mitgliedern genannt. ' Kaiser, 6. ' Kaiser, 3. Genaue Aufführungsdaten leider nicht bekannt.

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