OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Hofrat Dr. Sonnleitner und weitere Organisatoren kultureller Ausflüge in das benachbarte Moldautal sind unermüdlich bestrebt, unseren Bezirksbewohnern die Kultur des Böhmerwaldes durch Exkursionen, Wanderungen und Ausflugsfahr ten nahezubringen. Die Ruine Wittinghausen hat A. Stifter in den Mittelpunkt seiner Erzählung „Der Hochwald" gestellt. Nur ein paar Kilometer von Guglwald und St. Oswald ent fernt, ist die Ruine von unserer Grenze aus weithin im dichten Wald auf dem Tho-. masberg noch deutlich zu erkennen. Erstmals nach vier Jahrzehnten ist es möglich, jene Orte zu besuchen, die im Leben des Dichters einen wichtigen Platz in seinen Erzählungen eingenommen haben. Aus dem Bezirk Rohrbach müssen die Besucher aber einen Umweg von 50 bis 100 Kilometern auf sich nehmen, wenn sie sich diesem Stiftererlebnis hingeben wollen. Wann wird diese Erschwernis durch die Errichtung eines Grenzüberganges für den Bezirk Rohrbach aufgehoben? Von Guglwald ist die Ruine zu Fuß in zwei Stunden erreichbar. Die Gemeinde Pfedni Vytoh möchte sogar Ausflugsfahrten auf Pferdefuhrwerken einrichten, weil die Forststraßen für den Bus verkehr ungeeignet sind. Die Ruine ist im Besitz dieser Gemeinde und soll für den Besucherstrom soweit instand gesetzt werden, daß die Aussichtsterrasse wieder betreten werden kann. Daher steht die Gemeindevertretung von Schönegg der Nachbarbürgermeisterin mit Rat und Tat zur Verfügung. Erstmals 1990 durfte der Plöckensteiner See, das „unheimliche Naturauge", wie Adalbert Stifter im Roman „Der Hochwald" schreibt, von Wanderern besucht werden. Nahezu 40.000 Neugierige pilgerten bis tief in den Herbst hinein dort hin. Gewiß eine Attraktion, die von unserer Bevölkerung dankbar angenommen wurde. Von den tschechischen Naturschutzbehörden hingegen werden die größten Bedenken geäußert. Mit dem Böhmerwalddichter führt uns der literarische Weg vom Plöcken steiner See zum „leuchtenden Band der Moldau nach Frymburk"...", einem Ort mit dem deutschen Namen Friedberg. Dort erinnert an der Kirchenwand eine Grabtafel an die Familie Greipl. Stifters erste Liebe „Fanny" Greipl hat ein anderer zur Frau genommen und ist mit ihr weit fortgezogen. Eine Schwester aber hat der Leinen händler Johann Paul Löffler auf dem Herrensitz zu Hinterweißenbach geheiratet. Das war wohl der Grund, daß Adalbert Stifter bei dieser Familie wiederholt als Gast geweilt hat. Ziel jeder Erlebnisreise in den Böhmerwald ist Oberplan, wo Stifter am 23. Oktober 1805 das Licht der Welt erblickt hat. Shfter hat dem Haus, das heute noch zu besichtigen ist, in seiner Erzählung „Granit" ein Denkmal gesetzt. Im Wohnraum stehen Vitrinen mit Stifters Werken in deutscher und tschechischer Sprache. Unter weiteren Ausstellungsstücken ist auch ein Bild von Fanny Greipl. Auf dem Gutwas-

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